BEGRÄBNIS

 

„Die Heilige Schrift befiehlt, die Leiber der Gläubigen. weil sie Tempel des Heiligen Geistes sind und man mit Recht an ihre Auferstehung am jüngsten Tage glaubt, schicklich und ohne Aberglauben der Erde zu übergeben, aber auch der Gläubigen ehrend zu gedenken, die im Herrn selig entschlafen sind, und ihren Hinterlassenen, wie Witwen und Waisen, alle Dienste christlicher Bruderliebe zu erweisen. Darüber hinaus gibt es nach unserer Lehre nichts für die Toten zu sorgen. (…..) Denn wir glauben, dass die Gläubigen nach dem Tode des Leibes geradewegs zu Christus gehen und deshalb weder der Unterstützung noch der Fürbitte der Lebenden, noch all ihrer Dienste irgendwie bedürfen. Ebenso glauben wir, dass die Ungläubigen geradewegs in die Hölle gestürzt werden, aus der man den Gottlosen durch keinerlei Dienste der Lebenden einen Ausgang schafft.“ (Heinrich Bullinger)

 

„Die Erde nimmt die Leiber der Verstorbenen in ihren Schoß auf, wie eine Mutter die des Lichts beraubten Kinder; denn von Erde sind sie gekommen und zur Erde müssen sie zurückkehren. Die Erde ist das gemeinsame Hospital aller sterblichen Pilger. Ist jemand unnütz für die Welt, vom Alter aufgerieben und hässlich von Gestalt, also dass ihn keiner mehr im Hause lassen oder im Bette leiden mag, so öffnet doch sie ihren mitleidigen Busen. Ohne Ansehen der Person beherbergt sie alle Söhne und Töchter Adams: Arme und Reiche, Untertanen und Fürsten, Laien und Geistliche. Da liegen sie mit kurzer Hülle bedeckt und schlafen, bis die letzte Posaune ertönen und Christus in großer Herrlichkeit mit seinen heiligen Engeln erscheinen wird.“ 

Thomas von Kempen (+1471)