GÜTERGEMEINSCHAFT MIT CHRISTUS

 

„Man muss richtig von dem Glauben lehren, durch den du so mit Christus zusammengeschweißt wirst, dass aus dir und ihm gleichsam eine Person wird, die man von ihm nicht losreißen kann, sondern beständig ihm anhangt und spricht: Ich bin Christus; und Christus wiederum spricht: Ich bin jener Sünder, der an mir hängt und an dem ich hänge. Denn wir sind durch den Glauben zu einem Fleisch und Bein verbunden, wie Eph. 5,30 steht: „Wir sind Glieder des Leibes Christi, von seinem Fleisch und Gebein.“ So, dass dieser Glaube Christus und mich enger verbindet als Gatte und Gattin verbunden sind.“ (Martin Luther)

 

„So vereiniget der Glaube unsere Seele mit Christo, als eine Braut mit ihrem Bräutigam, Hos. 2,19.20. Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit, ja im Glauben will ich mich mit dir vertrauen. Alsdann haben diese beide ihre Güter mit einander gemein, auch ihr Kreuz und Leid. Denn was Christus hat, wird der gläubigen Seele eigen, und was die Seele hat, wird Christo eigen. Nun hat aber Christus alle himmlischen und ewigen Güter, Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung, und alle Seligkeit und ewiges Leben, 1 Kor. 1,30. Ja er ist das ewige Leben selbst, das wird der Seele eigen Gut. Unsere Seele hat dagegen Sünde, Unreinigkeit, Jammer, Elend, Fluch und Tod, das wird Christo eigen. Unser Elend hält er für sein Elend, seine Güter schenkt er uns, unsere Armut und Elend nimmt er an sich. Dieweil aber Christi Güter ewig sind, unüberwindlich, ja allmächtig, so überwinden, verschlingen und vertilgen sie alle unsere Sünden und den Tod. Denn Christi ewig unüberwindliche Gerechtigkeit ist der Sünde zu stark, dass sie muss weichen, verschlungen und vertilget werden, also wird unsere Seele frei von Sünden, und dagegen mit Christi Gerechtigkeit bekleidet, Jes. 61,10. Das ist ein schöner und wunderbarer Wechsel, für Sünde, Tod, Fluch, Verdammnis, bekommen Gerechtigkeit, Leben, Segen und Seligkeit, demnach ists unmöglich, dass die Sünde einen Gläubigen verdammen kann, denn die Sünde ist in Christo verschlungen, erwürget und getötet.“ (Johann Arndt)

 

„Der Glaube gibt nicht nur soviel, dass die Seele dem göttlichen Wort gleich wird, aller Gnade voll, frei und selig, sondern er vereinigt auch die Seele mit Christus als eine Braut mit ihrem Bräutigam. Aus dieser Ehe folgt, wie St. Paulus sagt, dass Christus und die Seele ein Leib werden (Eph. 5,30). So werden auch beider Güter, Glück, Unglück und alle Dinge gemeinsam; das, was Christus hat, das ist der gläubigen Seele zu eigen; was die Seele hat, wird Christus zu eigen. So hat Christus alle Güter und Seligkeit; die sind auch der Seele zu eigen. So hat die Seele alle Untugend und Sünde auf sich; die werden Christus zu eigen. Hier erhebt sich nun der fröhliche Wechsel und Streit. Weil Christus Gott und Mensch ist, der noch nie gesündigt hat, und seine Frommheit unüberwindlich, ewig und allmächtig ist, so macht er denn die Sünde der gläubigen Seele durch ihren Brautring – das ist der Glaube – sich selbst zu eigen und tut nichts anderes, als hätte er sie getan. So müssen die Sünden in ihm verschlungen und ersäuft werden; denn seine unüberwindliche Gerechtigkeit ist allen Sünden zu stark. So wird die Seele von allen ihren Sünden durch ihren Brautschatz geläutert, das heißt: des Glaubens wegen ledig und frei und begabt mit der ewigen Gerechtigkeit ihres Bräutigams Christus.“ (Martin Luther)