ARMUT

 

„Christi Armut muss uns lieber sein, als der Reichtum der ganzen Welt: in Christo ist die Armut geheiliget. Er war arm bei der Geburt, ärmer im Leben, am ärmsten im Tode. Was zweifelst du, die Armut dem Reichtum der Welt vorzuziehen, da Christus sie dem Reichtume des himmlischen Reichs vorgezogen hat? Wie wird der Gott seine Seele befehlen, welcher ihm die Sorge des Fleisches nicht befiehlt? Wie wird der sein Leben für den Bruder lassen, der zu dessen Nutzen seines Reichtums sich nicht entäußert? Der Reichtum verursacht Mühe im Erwerb, Furcht im Besitz, Schmerz im Verlust und, was mehr zu beklagen ist, die Mühe der Geizigen ist nicht nur vergänglich, sondern auch entscheidend, wie Bernhardus lehrt. Deine Liebe ist dein Gott: wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz Matth. 6,21. Wer den leiblichen, weltlichen, vergänglichen Reichtum liebt, der kann den geistlichen, himmlischen, ewigen Reichtum nicht lieben. Warum? Weil jener das Herz des Menschen niederdrückt und niederwärts zieht, dieser aber nach oben es richtet. Die Liebe zu den irdischen Dingen ist die Mutter der geistlichen Strafen, hat einer (Augustinus) der wahren Liebhaber Christi gesagt. Lots Weib, die zur Salzsäule wurde 1 Mos. 19,26, wird uns heute noch geprediget, dass wir nicht hinter uns sehen auf das, was in der Welt ist, sondern gerades Weges nach dem himmlischen Vaterlande streben. Die Apostel verließen alles, und folgten Christo nach Matth. 4,22. Warum? Weil die Erkenntnis des wahren Reichtums das Verlangen nach dem fälschlich sogenannten Reichtume aufhebt.“ (Johann Gerhard)