HEILIGER GEIST

 

„Der heilige Geist ist wahrer Gott, die dritte Person in der heiligen Dreieinigkeit, welcher vom Vater und Sohn ausgeht und gesandt wird, der da gibt Zeugnis von dem Herrn Christo, dem Sohn Gottes, dem wahren Messia, und rühmet ihn herrlich, und erhebt und preist seine Person und Wohltaten. Der heilige Geist sammelt eine Gemeine unter dem einigen Haupt Christo, erneuert sie mit seinen Gaben, teilet ihnen Trost mit aus dem Verdienst des Herrn Christi, macht die Glieder des Herrn Christi lebendig, stärkt sie mit seiner Kraft, wiedergebieret sie, und bestätiget das geistliche Reich des Herrn Christi, in den Herzen der Gläubigen, er erleuchtet das Gemüt, reiniget die Herzen, und alles, was der Herr Christus im Fleisch unserthalben verrichtet hat, das schreibt er in unsere Herzen, damit es nicht außer uns bleibe, was inwendig im Herzen erfreuen und erquicken soll. Darum wird der heilige Geist in unsere Herzen ausgegossen, dass er in dieselbigen gießen möge des Herrn Christi Liebe, Verdienst, Wohltaten und Leben.“ (Johann Arndt)

 

„Dieser unser Glaube und die Gewissheit desselben kommt nicht aus Fleisch und Blut, d. h. aus den natürlichen Kräften in uns, sondern ist die Eingebung des heiligen Geistes, von dem wir bekennen, dass er Gott sei, gleich dem Vater und dem Sohne, welcher uns heiligt und uns in alle Wahrheit leitet durch seine eigene Wirksamkeit, ohne welche wir für immer Feinde Gottes bleiben und von seinem Sohne Jesus Christus nichts wissen würden. Denn von Natur sind wir so tot, so verkehrt und blind, dass wir das Licht weder fühlen, wenn wir davon getroffen werden, noch sehen, wenn es scheint, noch auch dem Willen Gottes zustimmen können, wenn er offenbart wird. Nur der Geist Jesu Christi belehrt den, der tot ist, entfernt die Dunkelheit aus unserm Streben und bringt unsere verstockten Herzen zum Gehorsam gegen seinen heiligen Willen.“ (John Knox)

 

„Es sind sonst mancherlei Geister in der Schrift, als Menschengeist, himmlische Geister und böse Geister. Aber Gottes Geist heißt allein ein heiliger Geist, das ist, der uns geheiligt hat und noch heiligt. Denn wie der Vater ein Schöpfer, der Sohn ein Erlöser heißt, so soll auch der heilige Geist von seinem Werk ein Heiliger oder Heiligmacher heißen. Wie geht aber solches Heiligen zu? Antwort: Gleichwie der Sohn die Herrschaft überkommt, dadurch er uns gewinnt durch seine Geburt, Sterben und Auferstehen etc., also richtet der heilige Geist die Heiligung aus durch die folgenden Stücke, das ist durch die Gemeinde der Heiligen oder christliche Kirche, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben, das ist, dass er uns ernstlich führt in seine heilige Gemeinde und in der Kirche Schoß legt, dadurch er uns predigt und zu Christo bringt. Denn weder du noch ich könnten nimmermehr etwas von Christo wissen noch an ihn glauben und zum Herrn kriegen, wo es nicht durch die Predigt des Evangelii von dem heiligen Geist würde angetragen und uns in den Busen geschenkt. Das Werk ist geschehen und ausgerichtet, denn Christus hat uns den Schatz erworben und gewonnen durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen etc. Aber wenn das Werk verborgen bliebe, dass niemand wüsste, so wäre es umsonst und verloren. Dass nun solcher Schatz nicht begraben bliebe, sondern angelegt und genossen würde, hat Gott das Wort ausgehen und verkünden lassen, darin den heiligen Geist gegeben, uns solchen Schatz und Erlösung heimzubringen und zuzueignen.“ (Martin Luther)

 

„Es sind aber die Gaben und Wohltaten des heiligen Geistes mancherlei: erstlich allgemeine Gaben, denn er ist ein Geist des Glaubens, der Weisheit, des Verstandes, des Rats, der Erkenntnis, der Stärke, der Kraft, der Furcht Gottes, der Liebe, der Hoffnung, der Gottesfurcht, der Sanftmut, der Demut, der Keuschheit, der Geduld, der Heiligung, der Gnaden und des Gebets, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Welcher aufhilft unserer Schwachheit, und uns mit unaufhörlichem Seufzen vertritt. Er ist ein Geist der Wahrheit, der Beständigkeit, des Trostes, er ist ein lebendiger und getreuer Zeuge Christi, ein Schatzmeister der Reichtümer Christi, ein Erneurer des Ebenbilds Gottes; als durch den Finger Gottes; er ist auch der Schlüssel und Ausleger der heiligen Schrift und der göttlichen Geheimnisse, er vergewissert uns, dass Gott wohne und bleibe in unsern Herzen (…) er widersteht den fleischlichen Begierden, so bald er sich in uns reget. Er straft alles, was weltlich und fleischlich ist, und erwecket einen Ekel und Grauen vor derselben Eitelkeit. Er wirkt auch eine heimliche, jedoch selige Traurigkeit, wegen der begangenen Sünden. Er benimmt insonderheit alles Vertrauen und Ruhm der eigenen Werke, und legets alles auf unsern einigen Heiland und Seligmacher. Er löschet aus die unordentliche Liebe, da man die Welt und sich selbst liebt. Er drückt zu Boden die Hoffart, und macht uns eingedenk unser eigenen Schwachheit, und gibt nicht leicht zu, dass wir die Schwachheit unsers Nächsten fälschlich richten und übel auslegen. Er seufzet unaufhörlich in uns, und sehnet sich nach dem Himmlischen und Göttlichen und erneuert uns immerdar zur Gleichförmigkeit des Ebenbildes unsers Herrn Jesu Christi. Denn zu gleicher Maßen, wie die Seele ist das Leben des Leibes, also ist der heilige Geist das Leben unserer Seele.“ (Johann Arndt)

 

„Ach Herr, mein Herz hat mich verlassen, es denkt nicht mehr an mein Elend, hat seines eigenen Heils vergessen, hat sich verirrt und ist in ein fremdes Land gezogen. Ich habe ihm gerufen, aber es antwortet mir nicht, es ist fern von mir, umgekommen und verkauft in Sünden. Was soll ich nun tun? Was soll ich sagen? Mein Herr, ich schreie zu dir, schaffe in mir ein reines, demütiges, niedriges Herz, ein sanftmütiges, friedsames Herz, ein gütiges und gottesfürchtiges Herz, ein Herz, das niemanden schadet, nie Böses mit Bösem vergilt, ein Herz, das dich über alle Dinge liebt, von dir allezeit redet, dir immerdar dankt, sich an Psalmen und geistlichen Lobgesängen ergötzt und schon hier im Himmel wandelt. Ein solches Herz schaffe in mir, aus nichts schaffe es, auf dass ich durch Gnade bekomme, was ich von Natur nicht erlangen kann. Ja schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, gewissen Geist!“

Savonarola (+1498)