ERWÄHLUNG

 

„Welche den gnädigen Willen Gottes nicht von sich stoßen, sondern erkennen, mit rechtem Glauben annehmen und darin bis ans Ende beharren, die hat Gott von Ewigkeit zum ewigen Leben verordnet, aus dem menschlichen Geschlecht erwählt und beschlossen, sie zur Seligkeit zu bringen. Die aber nicht glauben oder vom Glauben wieder abweichen, die hat er nicht erwählt, sondern in ihrem sündlichen Zustand verbleiben lassen, darin sie ewig verloren werden.“ (Nikolaus Hunnius)

 

„Diese Erwählung ist ein unveränderlicher Vorsatz Gottes, durch den er vor der Grundlegung der Welt aus dem gesamten Menschengeschlecht, das aus der ursprünglichen Gerechtigkeit durch eigene Schuld in Sünde und Verderben gefallen war, eine bestimmte Menge von Menschen, die weder besser noch würdiger als andere sind, sondern mit ihnen in demselben Elend verkehren, aus lauter Gnade zur Seligkeit auserwählt hat – in Christus, den er auch von Ewigkeit her zum Mittler und Haupt aller Auserwählten und zu einem Fundament der Seligkeit gesetzt hat. Und damit sie durch ihn selig gemacht würden, hat er auch beschlossen, sie ihm zu geben und vollmächtig zu seiner Gemeinschaft durch sein Wort und seinen Geist zu rufen und zu ziehen, oder sie mit dem wahren Glauben an ihn zu beschenken, sie zu rechtfertigen, zu heiligen und, nachdem sie in der Gemeinschaft seines Sohnes bewahrt sind, zuletzt zu verherrlichen zur Erweisung seiner Barmherzigkeit und zum Ruhme des Reichtums seiner herrlichen Gnade. Wie geschrieben steht: Gott hat uns erwählt in Christus, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten heilig sein und unsträflich vor ihm.“ (Lehrregel von Dordrecht)

 

„Aber manche sagen: „Es ist hartherzig von Gott, einige zu erwählen und andere nicht.“ Nun, ich will euch eine Frage stellen: Gibt es unter euch einige, die heilig und von neuem geboren sein möchten, die wünschen, die Sünde zu lassen und in Heiligkeit zu leben? Ja, hier ist jemand. Er sagt: „Ich möchte.“ Dann hat Gott dich erwählt. Aber ein anderer sagt: „Nein, ich mag nicht heilig sein. Ich will meine Begierden und meine Laster nicht aufgeben.“ Warum solltest du dann murren, dass Gott dich nicht dazu erwählt hat? Denn wenn du erwählt wärest, dann würde es dir deinem eigenen Bekenntnis zufolge nicht gefallen. Wenn Gott dich zur Heiligkeit erwählt hätte, würdest du sagen, das kümmere dich nicht. Gibst du nicht selber zu, dass dir Trunkenheit lieber ist als Nüchternheit und Betrug lieber als Ehrlichkeit? Du liebst die Freuden dieser Welt mehr als das Glaubensleben. Warum solltest du dann murren, dass Gott dich nicht zum Glauben erwählt hat? Wenn du den Glauben liebst, hat er dich dazu erwählt. Wenn du Glauben wünscht, hat er dich dazu erwählt. Wenn nicht, mit welchem Recht forderst du dann von Gott etwas, was du gar nicht willst? Angenommen, ich hielte etwas in meiner Hand, was du nicht wertschätzt, und ich sagte dir, dass ich es jemand anderen geben werde. Dann hättest du kein Recht zu murren, dass ich es nicht dir gab. Du kannst nicht so töricht sein und darüber murren, dass andere etwas haben, was dich nicht interessiert. Nach eurem eigenen Bekenntnis wollen viele von euch keinen Glauben, kein neues Herz und keinen aufrichtigen Geist, wollen keine Sündenvergebung und keine Heiligung. Ihr wollt gar nicht dazu erwählt sein. Warum solltet ihr dann murren? Ihr achtet diese Dinge für leer und nichtig. Warum solltet ihr euch dann über Gott beklagen, wenn er sie denen gegeben hat, die er erwählt hat? Wenn du glaubst, dass diese Dinge gut sind und du sie dir wünschst, dann sind sie für dich. Gott gibt freigiebig allen, die es wünschen. Und zuerst und vor allem bewirkt er in ihnen den Wunsch, denn sonst würden sie diese Dinge niemals wünschen. Wenn du diese Dinge liebst, hat er dich dazu erwählt und du kannst sie haben. Wenn aber nicht – wer bist du, dass du Gott Ungerechtigkeit vorwirfst, wenn es doch dein eigener unbedingter Wille ist, der dich abhält diese Dinge zu lieben und dein eigenes Ich dich veranlasst, diese Dinge zu hassen? Angenommen, ein Mann auf der Straße sagt: Welche Schande, dass ich keinen Sitzplatz in der Gemeinde habe, um zu hören, was dieser Mann zu sagen hat. Und stell dir vor, er fährt fort: Ich hasse den Prediger. Ich kann seine Lehre nicht ertragen, aber es ist trotzdem eine Schande, dass ich keinen Sitzplatz habe. Würdet ihr erwarten, dass jemand so redet? Nein. Ihr würdet sofort sagen: Diesem Mann liegt nichts daran. Warum sollte er sich darüber ärgern, dass andere Leute etwas haben, was sie schätzen, er aber verachtet? Du magst keine Heiligkeit, du magst keine Gerechtigkeit. Wenn Gott mich für diese Dinge erwählt hat, hat er dich dann verletzt? (…). Wenn jemand von euch gern durch Jesus Christus errettet werden möchte, dann hat Jesus Christus dich zur Rettung erwählt. Wenn sich einige von euch das Heil wünschen, seid ihr dazu erwählt, wenn du es ernstlich und aufrichtig möchtest. Aber wenn du es nicht möchtest, warum in aller Welt solltest du dann so lächerlich töricht sein und murren, weil Gott das, was du nicht haben möchtest, anderen gibt?“ (Charles H. Spurgeon)