TROSTLOSIGKEIT

 

„Was ist denn Trostlosigkeit? Nicht so sehr des Schmerzes wildester Schrei, nicht die Vermessenheit der Verzweiflung, so fürchterlich das auch ist, ist Trostlosigkeit. Sondern jene in ausgestorbener Stille getroffene Übereinkunft mit sich selbst, dass alles Höhere verloren ist, während man doch noch leben kann, wenn nur nichts einen daran erinnert, – das ist Trostlosigkeit. Auch nicht das, trostlos zu trauern, sondern das, zu trauern ganz aufgehört zu haben, ist Trostlosigkeit. Gott so verlieren zu können, dass man ganz und gar gleichgültig geworden ist und doch auch das Leben nicht unerträglich findet, das ist Trostlosigkeit. Und das ist zugleich die entsetzlichste Art von Ungehorsam, entsetzlicher als jeder Trotz; nicht Gott zu hassen, nicht ihn zu verwünschen ist so entsetzlich als ihn so zu verlieren, oder, was dasselbe ist, so sich selbst zu verlieren. Eine Kleinigkeit so zu verlieren, dass man sie nicht aufheben mag, nun, das ist vielleicht in der Ordnung. Aber sein eigenes Selbst so zu verlieren (d. i. Gott zu verlieren!), dass man sich auch nicht bücken mag um es aufzuheben, oder so, dass es einem ganz entgeht, dass man es verloren hat – o entsetzliches Verderben!“ (Sören Kierkegaard)