ERLEUCHTUNG

 

„Die Erleuchtung besteht darin, dass der Heil. Geist durch das Evangelium das Herz eines Sünders mit der seligmachenden Erkenntnis der Gnade Gottes in Christo erfüllt.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Die vocatio (Berufung) würde vergeblich sein, wenn nicht der h. Geist auch dahin wirkte, dass das Evangelium dem Menschen in seinem rechten Licht und in seiner rechten Bedeutsamkeit erschiene; dies ist es aber, was gleichfalls nur durch Wirkung des hl. Geistes geschehen kann, da dem natürlichen Menschen alles Geistliche eine Torheit ist, und er es nicht erkennen kann, und da vielmehr allerlei Vorurteile und Zweifel ihn an rechtem Verständnis des Geistlichen hindern. – Darum geht auch die weitere Wirkung des hl. Geistes dahin, dass er diese Torheit des natürlichen Menschen überwinde, die Zweifel und Vorurteile beseitige und eine rechte Erkenntnis und Einsicht in das Wesen und die Bedeutung des Ev. ihm beibringe. Es handelt sich da also nicht allein um eine äußere Kenntnis der christlichen Heilslehre, welche auch ohne Wirkung des hl. Geistes zu Stande kommen kann, sondern um eine innere Erkenntnis, darum also, dass dem Menschen der Sinn aufgehe für die rechte Schätzung des Evangeliums, dass alle Hindernisse beseitigt werden, welche ihm den Heilsratschluss Gottes verhüllten und dass es ihm innerlich klar werde, wie er in solchem Sünden-Elende, als die hl. Schrift sagt, sich befinde, und wie ihm eine Hilfe dafür und ein Trost in der Gnade in Christo gesetzt sei.“ (Heinrich Schmid)

 

„Spät habe ich dich erkannt, du wahres Licht, spät habe ich dich erkannt. Eine große und dunkle Wolke schwebte vor meinen eitlen Augen, dass ich die Sonne der Gerechtigkeit nicht schauen konnte. Mit Finsternis war ich umzogen; ein Kind der Finsternis, liebte ich meine Finsternis, weil ich vom Licht nichts wusste. Blind war ich und liebte die Blindheit; von Dunkel zu Dunkel wandelte ich. Wer hat mich von da herausgeführt, wo ich saß in Finsternis und Schatten des Todes? Wer ergriff meine Hand, mich zu erretten? Ich suchte ihn nicht, ich rief ihn nicht, aber er suchte mich, er rief mich. Wer war es doch? Du bist es gewesen, Herr mein Gott, liebreich und gnädig, ein Vater des Erbarmens und Gott alles Trostes. Du riefst mit gewaltiger Stimme von oben herab in das Ohr meines Herzens: Es werde Licht! Und es ward Licht, jene große Wolke zerstreute sich und verschwand. Ich sah dein Licht und erkannte deine Stimme und sprach: Wahrhaftig bist du, o Herr, mein Gott, du hast mich berufen zu deinem wunderbaren Licht, und siehe, ich sehe. Und ich ward bekehrt und tat einen Blick in die Finsternis, in der ich gewandelt, in den Abgrund, darin ich gelegen. Da erschrak ich und sprach mit Zittern: Wehe jener Finsternis, wehe jener Blindheit, wo ich den Himmel nicht erblicken konnte; wehe der Unwissenheit, wo ich von dir nichts wusste, o Herr. Ich danke dir, du mein Erretter, dass du mich erleuchtest hast. Spät habe ich dich erkannt, du alte Wahrheit, spät habe ich dich erkannt, du ewige Wahrheit!“ 

Soliloquia (Augustini)