„Niemand hat allein für sich die Theologie; wer sie hat, hat sie nur mit Andern und für Andere. Eine weltliche Wissenschaft kann der Inhaber derselben auch wohl für sich besitzen: der Bibliophile kann seine Bücher und die Exzerpte aus denselben hüten und, wie ein Drache den Schatz, vor fremdem Auge, geschweige denn vor fremder Benutzung, sorgfältig bewahren; der Philosoph kann seine Esoterika für sich und wenige Vertraute behalten, und darf in Zorn entbrennen, wenn man sie ihm publiziert; der Eine wie der Andere bleibt dennoch ein Mann der Wissenschaft, vielleicht ein angesehener, und nicht mit Unrecht. Ein Theolog, welcher seine Theologie für sich behält, allein für sich hat, ist ein Widerspruch mit sich selbst; er ist kein Theolog, er hat keine Theologie; denn die Theologie, und wäre sie nur ein Wissen von Gott, ist der unbedingteste Gegensatz des Egoismus, des abgeschlossenen Fürsichseins, der Esoterik. Das Wissen von Gott welches sich Theologie nennt, ist zugleich ein Reden von Gott. Und das Reden von Gott geht hinaus in die Welt, in das Leben der Menschen. Die Theologie dient dem wirklichen Leben, dem wirklichen Leben in dieser Welt und in der Ewigkeit, und jeder Blick, welchen der Theolog neben dem wirklichen Leben vorbei tut, ist ein falscher Blick, ein Augenverdrehen, ein Schielen; jeder Tritt welchen die Theologie neben das wirkliche Leben tut, ist ein Fehltritt, welcher zum Falle und endlich unfehlbar zum Zerschellen führt, falls er wiederholt wird. Die Theologie teilt mit was sie hat, ganz und unverkürzt, kann nicht leben ohne diese Mitteilung ihres ganzen und vollen Inhalts, und lebt wiederum selbst von der Rückwirkung dieser Mitteilung, von dem Empfangen der Empfangenden, aber dies alles darum, weil dieser Inhalt für die Empfangenden die Lebensluft, die unentbehrliche Nahrung ist, nicht anders wie Luft und Sonnenlicht und Brot…“ (August Vilmar)
„Unter Theologie versteht man der Etymologie nach Wissen oder Lehre von Gott; dann wird das Wort im weiteren Sprachgebrauch genommen für Wissen von allen göttlichen Dingen, welche uns zu wissen Not tun, damit wir den Weg zum Heile finden. Ein solches Wissen kommt uns zu teils auf dem natürlichen Wege vernünftiger Betrachtung, teils auf übernatürlichem Wege durch besondere Offenbarung und darnach zerfällt die Theologie in theologia naturalis et revelata. In beiden Fällen ist aber die Theologie kein bloßes äußeres Wissen, durch welches nur der Verstand bereichert wird, sondern ein solches, welches den ganzen Menschen wahrhaft weise macht, indem es ihm die rechte innerliche Erfahrung von Gott und göttlichen Dingen vermittelt, und ihm den Weg zeigt, auf dem er zum Heile gelangen kann…“ (Heinrich Schmid)
„Viele meinen, die Theologie sei nur eine bloße Wissenschaft und Wortkunst, da sie doch eine lebendige Erfahrung und Übung ist. Jedermann studieret jetzt, wie er hoch und berühmt in der Welt werden möge, aber fromm sein, will niemand lernen. Jedermann sucht jetzt hochgelehrte Leute, von denen er Kunst, Sprachen und Weisheit lernen möge, aber von unserm einzigen Doktor, Jesu Christo, will niemand lernen Sanftmut und herzliche Demut, da doch sein heiliges, lebendiges Beispiel die rechte Richtschnur unsers Lebens ist, ja die höchste Weisheit und Kunst, dass wir billig sagen: Christi reines Leben, kann uns Allen Lehre geben.“ (Johann Gerhardt)
„Bei einem Jubiläum Alexander Schweizers, des berühmten Züricher Theologen, ward ein Festessen abgehalten. Nach vielen anderen Reden erhob sich Gottfried Keller und alle warteten gespannt, was der Dichter sagen werde. Seine Rede war kurz: „Meine Herren, es gibt, soviel ich sehe, zwei Sorten von Theologen, solche, die über dem lieben Gott, und solche, die unter ihm stehen. Alexander Schweizer hat sein Leben lang zu den letzteren gehört. Er lebe hoch!“ (Euthymius Haas)
„Ihrer viele meinen, es sei gar genug und überflüssig zu ihrem Christentum, wenn sie Christum ergreifen mit ihrem Verstand, durch Lesen und Disputieren, welches jetzt das gemeine Studium Theologium ist, und in bloßer Theoria und Wissenschaft bestehet, und bedenken nicht, dass die andere fürnehme Kraft der Seele, nämlich, der Wille und die herzliche Liebe auch dazu gehöre. Beide musst du Gott und Christo geben, so hast du ihm deine ganze Seele gegeben. Denn es ist ein großer Unterschied unter dem Verstand, womit man Christum erkennet, und unter dem Willen womit man ihn liebet. Denn wir erkennen Christum, so viel wir können; wir lieben ihn aber, wie er ist. Christum durch bloße Wissenschaft erkennen und nicht liebhaben, ist nichts nütze. Ist demnach tausendmal besser, Christum lieb haben, denn viel von ihm reden und disputieren können, Ephes. 3,19. Derohalben sollen wir Christum mit unserm Verstande also suchen, dass wir ihn auch mit herzlichem Willen und Wohlgefallen lieben.“ (Johann Arndt)