HOFFNUNG

 

„Was ist die Hoffnung? Dass wir Gott dem Herrn zutrauen, Er werde auch ins künftige unser lieber Vater bleiben, uns aus aller Not zu rechter Zeit erretten, und endlich des versprochenen ewigen Heils teilhaftig machen.“ (Philipp J. Spener)

 

„Gleichwie der Glaube nichts anders ist, als eine gewisse ungezweifelte Zuversicht (Hebr. 11,1.) auf Gottes Gnade in Christo verheißen, dadurch das ganze Herz und Gemüte Gott anhanget, also ist die Hoffnung eine geduldige beharrliche Auswartung und beständige Zuverlässigkeit dessen, was man glaubet, oder dass man mit Geduld erwartet, was man glaubet; und ist nichts anders, als der geduldige, beständige, wartende Glaube bis ans Ende. Von dieser Hoffnung sagt St. Paulus Röm. 5,5. dass sie nicht lässt zu Schanden werden; Ursache: Sie hat einen unbeweglichen Grund, wie auch der Glaube, das ist Gott selbst, darum kann sie nicht zu Schanden werden, denn ihr Grund und Fundament ist fest, ewig und unbeweglich.“ (Johann Arndt) 

 

„Selig ist das Volk, dessen der Herr ein Gott ist, das Volk, welches er sich zum Erbteil erwählet hat. Die vorzüglichste Versicherung des Glaubens aber besteht in der Hoffnung der ewigen Seligkeit, welche durch Gottes Wort außer allen Zweifel gesetzt ist. Wo nur der lebendige Glaube stattfindet, da hat er auch diese Hoffnung zur unzertrennlichen Begleiterin, und ohne sie kann er gar nicht sein. Denn da der Glaube eine feste Überzeugung von der Wahrheit Gottes ist, so fehlt es nicht, dass diejenigen, welche die Verheißungen Gottes für wahr halten, auch erwarten, dass er dieselben in Erfüllung bringen werde, so, dass also die Hoffnung nichts anders ist als eine Erwartung der Dinge, von denen der Glaube wahrhaft glaubt, dass sie von Gott verheißen sind. Der Glaube glaubt, dass Gott wahrhaftig sei; die Hoffnung erwartet, dass er zur rechten Zeit seine Wahrheit in Erfüllung gehen lassen werde. Der Glaube glaubt, dass Gott unser Vater sei; die Hoffnung erwartet, dass er sich allezeit als ein Vater gegen uns erweisen werde. Der Glaube glaubt, dass uns ewiges Leben von Gott geschenkt sei; die Hoffnung erwartet, dass dasselbe einst offenbar werde. Der Glaube ist der Grund, auf dem die Hoffnung beruht; die Hoffnung nährt und erhält den Glauben. Denn so wie Niemand etwas von Gott erwarten kann, als nur der, welcher zuvor seinen Verheißungen glaubt: so muss auch wiederum die Schwachheit unsers Glaubens durch geduldiges Hoffen und Harren unterstützt und gekräftigt werden, damit er nicht ermüdet zusammen sinke. Mit Recht stellt also Paulus unser Heil in die Hoffnung. Röm. 8,24. Denn indem dieselbe mit Schweigen des Herrn harret, so hält sie den Glauben an, dass er nicht durch zu großes Eilen dahin stürze; sie bekräftigt ihn, dass er bei Gottes Verheißungen nicht wanke, oder an der Wahrheit derselben zu zweifeln anfange; sie erfrischt ihn, dass er nicht müde werde; sie richtet seinen Blick auf das Ziel, damit er nicht mitten im Lauf dahin schwinde.“ (Johannes Calvin)