„Ist aller Zorn verboten? Wo der Mensch aus Bitterkeit des Herzens und eigener Rachgier zürnet, so ist aller Zorn verboten: aber wo er aus Eifer für Gott und dessen Willen, mit Liebe gegen den Nächsten, zürnet über das Unrecht und diejenigen, welche unrecht tun, sonderlich die ihm untergeben sind, so ist es ein Amts- oder sonsten rechtmäßiger Zorn, und zürnet Gott durch solchen Menschen, oder er zürnet in Gottes Namen.“ (Philipp J. Spener)
„Der Prophet und Sankt Paulus sagen übereinstimmend, dass wir zürnen, aber nicht sündigen sollen. Beim Zürnen sollen wir stets einen Widerwillen haben gegen all das, was Gott zuwider ist, und das auch am rechten Ort und zu rechter Stunde zeigen, wenn man es bessern kann und es uns angeht. Aber da findet man Leute, die wollen anderer Menschen Fehler bessern und fallen selbst in größere. Das sind die Leute, welche der Jähzorn und die Bitterkeit treibt, die dann harte Worte gebrauchen; sie zeigen strenges Benehmen und strenges Gesicht und bringen sich selbst und ihren Nächsten um den Frieden. Man sagt dann, sie seien im Kopf krank. Was hat aber ein anderer mit deinem kranken Kopf zu schaffen? Schmerzt dich der Kopf, so schone dich, und verschone die anderen. Und weißt du nicht, wie man zürnen soll, so zürne nicht. Zürnen können ist eine große Meisterschaft, zürnen, ohne zu sündigen, wie man uns hier heißt. Du willst das (brennende) Haus eines anderen löschen und zündest dein eigenes an! Hüte dein Haus mehr als das eines anderen! Du willst bei deinem Nächsten eine kleine Wunde heilen und schlägst ihm dabei zwei oder drei größere!“ (Johannes Tauler)