PREDIGTAMT

 

„Das heil. Predigtamt ist ein solcher von Gott verordneter Stand, in welchem er etliche gewisse Personen aus den Menschen dazu gesetzt hat, dass sie mit göttlicher Autorität als Botschafter an seiner Statt ihres Herrn Wort andern vortragen, die Sakramente ihnen reichen, sie also zu Christo führen und zum ewigen Leben erbauen sollen.“ (Nikolaus Hunnius)

 

„Was ist das Predigtamt für ein Amt? Es ist nicht eine weltliche Herrschaft, zeitliche, politische Händel zu regieren, Luk. 22. 2 Tim. 2. Auch ist es nicht eine geistliche Herrschaft mit voller Macht, eigens Gefallens über die Kirchen zu herrschen. 2 Kor. 1, 1 Pet. 5 Es ist auch nicht ein Gewerbe oder Hantierung, Gewinnes halben, 1 Tim. 3 und 6, 1 Petr. 5; sondern es ist ein geistlich Amt zum Dienst der Kirchen, von Gott gestiftet und verordnet, 2 Kor. 14, also dass Prediger sind und sein sollen Gottes Diener im Reiche Christi und Haushalter der Geheimnisse Gottes, 1 Kor. 4 Kol. 1, welchen durch ordentlichen Beruf von Gott auferlegt und befohlen ist das Amt, die Gemeine Gottes zu weiden mit der reinen Lehre des göttlichen Worts, Act. 6. und 20, Eph. 3. und 4, mit Handlung und Verreichung der Sakramente, Matth. 28. 1 Kor. 11 mit rechtschaffenem Brauch der Kirchenschlüssel, Sünde zu lösen und Sünde zu binden ingemein und insonderheit, Matth. 16, Joh. 20, und das alles nach gewissem gemessenem Befehl, welchen der Erzhirt in seinem Wort zur Instruktion vorgeschrieben hat. Matth. 28.“ (Martin Chemnitz)

 

„…was das Predigtamt für Früchte und Wirkung gebe. Das zeigen die Namen an, welche es führt, als: dass die Lehrer sind Gottes Haushalter (1 Kor. 4,1.); Knechte (Röm. 1,1); Diener (Röm. 15,16.); Ackerleute (1 Kor. 3,6.); Bauleute (1 Kor. 3,10.); Hirten (Ephes. 4,11.); Erntearbeiter (Matth. 9,38.); Botschafter (2 Kor. 5,20.). Wie nun in der Haushaltung solche Ämter nicht ohne besondern großen Nutzen sind, wo anders die dazu bestellten ihrem Herrn gebührliche Treue erweisen; gleich also wo die ins Predigtamt verordneten sich treulich verhalten, da kann ihr Amt und Verrichtung nicht umsonst und vergeblich sein. Und es hat sich befunden, dass durch der Apostel Verrichtungen das Evangelium von Christo in aller Welt gepflanzt (Kol. 1,23.) und unzählig viel Menschen zu ihrer ewigen Wohlfahrt sind befördert worden. Welches mit Beschreibung des Berufs Sct. Pauli schön zusammengefasst wird, Ap. Gesch. 26,17.18: „ich will dich erretten von den Heiden, unter welche ich dich jetzt sende, aufzutun ihre Augen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, zu empfahen Vergebung der Sünde und das Erbe samt denen, die geheiliget werden durch den Glauben an mich“. Und von Timothei Amt spricht der Apostel: „wo du solches tust, wirst du dich selbst selig machen, und die dich hören“, 1 Tim. 4,16.“ (Nikolaus Hunnius)

 

„Ich fürchte, es gibt etliche, die predigen mit der Absicht, die Leute zu amüsieren, und solange die Menschen in Haufen zusammenströmen und ihre Ohren gekitzelt werden und sie erfreut über das Gehörte nach Hause gehen können, ist der Redner zufrieden, faltet die Hände und geht selbstzufrieden heim. Aber Paulus war nicht darauf aus, den Menschen zu gefallen und große Massen an sich zu locken. Wenn er sie nicht retten konnte, hielt er es für unnütz, ihr Interesse zu wecken. Wenn die Wahrheit nicht die Herzen durchbohrte, das Leben veränderte und neue Menschen aus ihnen wurden, ging Paulus nach Hause und weinte: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden?“ Nun seht, Brüder, wenn ich, oder ihr, oder einer von uns, oder wir alle unsere Tage nur damit verbracht haben, die Leute zu amüsieren, sie zu erziehen oder ihnen Moral beizubringen, dann werden wir an dem letzten, großen Tag traurig dastehen und werden nur einen elenden Bericht abliefern können; denn welchen Nutzen bringt es, einen Menschen ausgebildet zu haben, wenn er in die Verdammnis kommen wird? Oder welchen Dienst haben wir ihm mit unserer Unterhaltung erwiesen, wenn die Posaune erschallt, wenn Himmel und Erde erschüttert werden und der Abgrund seinen feurigen Rachen aufreißt und die unerretteten Seelen verschlingt? Was hilft es, die Moral eines Menschen zu heben, solange er noch an der linken Seite des Richters steht und das „Gehet von mir, Verfluchte!“ zu erwarten hat?“ (Charles H. Spurgeon)