STRAFE

 

„Die Strafe ist das Leiden, womit Gott den Sünder die Schuld seiner Übertretung bezahlen lässt und seine Majestät sowie die Heiligkeit des Gesetzes, die durch den Sünder angefochten sind, bestätigt.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Gott strafet mit Maßen, nicht im Zorn und Grimm; er züchtiget, wie ein Vater seinen Sohn; er verwundet, darum, dass er heile, 1 Sam. 2,6. Summa, er tut alles uns zur Besserung, Heil, Leben und Seligkeit, eben darum, dass wir ihn lernen fürchten, seine Güte und Treue erkennen, ihm vertrauen und in allen Nöten anrufen. Wie ein fromm Kind, vom Vater gezüchtiget, anfähet sich zu bessern, mehr denn zuvor den Vater fürchtet und liebet, denn es weiß, dass er‘s gut mit ihm meinet. Der Teufel aber, wo ihm Gott verhängt, betrübet, schrecket, verwundet und strafet, nicht wie ein Vater sein Kind, sondern wie ein Henker einen Straßenräuber, der Meinung, dass er den, so er anficht, in Verzweiflung treibe, vor großem Leid ermorde und ewiglich verderbe; er führet in die Hölle und nicht wieder heraus; all sein Tun ist dahin gerichtet: Nur tot, nur tot.“ (Martin Luther)

 

„Gott verhänget dem Teufel, dass er die Welt um ihrer Sünden, Undanks und Verachtung willen durch mancherlei Krankheit, Trübsale und Widerwärtigkeit, als Pestilenz, Krieg, teure Zeit, ängstet und plaget, also, dass alles Jammers und Unglücks der Teufel, nicht Gott, ein Stifter und Ursacher ist; wie aus den Sprüchen Luk. 13. und Apost. 10,38., droben angezogen, zu sehen ist. Was nun zum Tode dienet und hilft, es sei und heiße wie es wolle, das ist des Teufels Instrument und Handwerk, das er ohne Unterlass in der Welt übet und treibet. Wiederum, was zum Leben dienet, das ist Gottes Gnade, Gabe und Wohltat. Zwar er tötet auch, aber zum Leben; wie Hanna in ihrem Liede singet: „Der Herr tötet und macht wieder lebendig“, 1 Sam. 2,6. Wenn aber gottlos Wesen und allerlei Sünde überhand nimmt, so muss der Teufel unsers Herrn Gottes Henker sein. Zur Zeit der Pestilenz bläset er in ein Haus; was er ergreift, das nimmt er hinweg.“ (Martin Luther)

 

„Wenn Gott redet, zürnt, eifert, straft, so ist das ein gewisses Zeichen, dass er uns wohl will und günstig ist. Wenn er aber spricht: „Ich will dich nicht mehr strafen, sondern schweigen und meinen Eifer von dir nehmen, dich in deinem Sinnchen hingehen und machen lassen, wie es dich gelüstet“, so ist das ein Zeichen, dass er sich von uns abgewandt hat. Aber die Welt und unsere Vernunft kehren es stracks um und halten das Gegenteil für wahr, dass Gott die liebhat, denen er wohltut, und denen feind ist, die er straft.“ (Martin Luther)

 

„Ungezüchtigt bleiben würde ein verhängnisvolles Zeichen sein: es würde beweisen, dass der Herr gesprochen: „Er hat sich zu den Götzen gesellet; so laß ihn hinfahren.“ Gott gebe, dass dies niemals unser Teil sein möge. Ununterbrochenes Wohlergehen ist etwas, was Furcht und Zittern verursachen muss. Die, welche Gott zärtlich lieb hat, straft und züchtigt er; denjenigen, die er nicht wert hält, gestattet er, sich ohne Furcht zu mästen, wie die Ochsen zur Schlachtbank. In Liebe gebraucht unser himmlischer Vater die Rute bei seinen Kindern. Doch sehet, das Stäupen ist „mit Maße“: Er gibt uns Liebe ohne Maß, aber Züchtigung „mit Maße“ (…). Es ist das Maß der Weisheit, das Maß des Mitgefühls, das Maß der Liebe, wonach unsre Züchtigung angeordnet wird. Fern sei es von uns, gegen so göttliche Bestimmungen uns aufzulehnen. Herr, wenn du dabei stehst und die bitteren Tropfen in meinen Kelch hinein missest, so ist es an mir, fröhlich diesen Kelch von deiner Hand zu nehmen, nach deiner Anweisung zu trinken und zu sprechen: „Dein Wille geschehe.“ (Charles H. Spurgeon)

 

„Denn es folgt doch gemeiniglich am Ende nach der Sünde auch die Bezahlung; nicht, sage ich, eine papistische Genugtuung, sondern die Strafe Gottes. Denn Gott verzeiht und vergibt ja wohl die Sünde, aber damit der Sünder nicht darüber einschlafe und gar sicher werde, und sich der Sünden noch wohl dazu rühme, als hätte er es wohl ausgerichtet und wäre Alles wohl getan, so kommt Gott mit der eisernen Rute, sucht heim und straft die Sünde der Väter an den Kindern in das dritte und vierte Glied. Warum tut er aber das? Nicht tut er es, als ob man mit solcher Strafe für die Sünde könnte genug tun; denn er lässt sich mit unserer Strafe nicht also zufriedenstellen, sieht solche unsere Genugtuung nicht an: sondern er straft darum, dass der Sünder nicht schnarche und gar sicher werde, oder sich seiner begangenen Bosheit und Sünden noch rühmen soll; sondern dass uns die begangene Sünde beiße, töten und zwingen soll zu erkennen, wie groß und schwer die Sünde sei; dass wir also darüber weinen, seufzen und Gott um Gnade anrufen, auf dass sie uns ohne Verdienst, aus Gnaden, um Christi Jesu willen möge vergeben werden, dieweil ja solche Gnade von Gott verheißen ist denen, so über ihre Sünden weinen, dieselben bekennen, sich leid sein lassen und also wahrhaftige Buße tun. Und wenn Gott die Sünde nicht also strafte, würden wir nicht allein schnarchen und die Sünde gar verachten, sondern würden sie noch wohl dazu täglich häufen, und deren immer mehr und noch größer machen, denn die vorigen gewesen (…..). Denn wo wir die Größe der Sünde nicht mit rechtem Fleiß bedenken werden, so wird sie Gott selbst groß achten. Werden mir uns nicht selber richten, so wird uns der Herr richten. Und es ist doch noch eine große Wohltat, dass uns Gott zu unserer eigenen Seligkeit richtet und straft, und nicht zur Verdammnis, wie Judas und Saul gerichtet sind.“ (Martin Luther)