LEID

 

„Wer zum Dienst Gottes hinzutritt, der wisse, dass er zur Kelter gekommen ist. Er wird bedrängt, zerstampft, niedergetreten, aber nicht, um in dieser Welt zugrunde zu gehen, sondern um hinüber zu fließen in die Weinkammern Gottes.“ (Augustin)

 

„Die wahre christliche Geduld ist eine solche Tugend, da man in allerlei Trübsal und Leiden, denen man durch keine ordentliche Mittel entfliehen mag, sich in den gnädigen Willen Gottes ergibt, und denselben williglich an sich vollbringen lässet, und eher alles leidet, ehe man wider Gott murren und von ihm abfallen sollte. Die Hauptursache aber dieser Tugend ist: (…) Der gnädige Wille und Rat Gottes, dadurch wir zu Kreuz und Leiden verordnet und versehen sein, wie Röm. 8,29. stehet: Die er versehen hat, die hat er verordnet, dass sie sollen ähnlich werden dem Ebenbilde seines Sohnes. Gleichwie nun der liebe Gott seinen lieben Sohn zu Kreuz und Leiden verordnet und versehen hat, dass er ihn wollte durch das Kreuz herrlich machen, also hat er alle wahre Glieder Christi zum Kreuz verordnet, denn sonst könnten sie sein geistlicher Leib nicht sein. Denen hat er ihr Kreuz zuvor verordnet, gezählet, gemessen, wie viel sie leiden sollen. Diesem allem kann nun niemand entfliehen, vielweniger es mit Ungeduld abwenden; mit Gehorsam aber und mit Geduld kann man es lindern, und durch Christum überwinden (…..). Auch wir haben unsere leiblichen Väter zu Züchtigern gehabt, und sie gescheuet, sollten wir denn nicht vielmehr untertan sein dem geistlichen Vater, dass wir leben? Und jene zwar haben uns gezüchtiget wenige Tage nach ihrem Dünken; dieser aber zum Nutzen, auf dass wir seine Heiligung erlangen. Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünket sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber darnach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübet sind.“ (Johann Arndt)

 

„Leiden und Kreuz ist so edel und nütze, dass unser lieber Gott alle seine Freunde ohne Leiden nicht lassen will. Verstünden wir den Adel des Kreuzes, wir achteten uns desselben unwürdig, so eine große Gnade Gottes ist es, Christi Bild gleich zu werden (…). Wäre ein König, dem ich gerne wollte gefallen, und ich wüsst gewiss, dass ich demselben besser gefiele in einem grauen Rock, als in einem andern, wie gut er auch wäre, so ist kein Zweifel, mir wäre das graue Kleid angenehmer und lieber, denn kein anders, es wäre, so gut als es wollte; also, weil du weißt, dass dein Kreuz Gottes Wohlgefallen ist, so soll dirs lieber sein, denn gute Tage (…..). Da uns Gott sonst nicht kann demütigen, so lässt er uns oft in Schande und Trübsal fallen, dass es vor jedermann erbärmlich ist, auf dass wir in uns selbsten erniedriget werden; denn in der Anfechtung lernet der Mensch sich selber erkennen, wie er ist, oder was er ist. Denn mancher Mensch ist in dieser Welt verdorben, dem nichts anders gefehlet, denn die Anfechtung. Wenn du es recht bedächtest, solltest du dich von Herzen freuen, und dich nicht unwürdig dünken, dass man dich verschmähete, und dir Leid antäte, dass du es um Gottes willen leiden solltest. Denn wem Gott die Ehre und die Seligkeit gönnet, dass er das Kleid des Leidens um seinetwillen hie in dieser Zeit an sich tragen soll, es sei auswendig oder inwendig, das ist ein wahres Zeichen der Liebe Gottes, und führet den Menschen zu seinem eigenem Grund, dass er sich selbst für nichts hält (…..). Gott ist auch im Kreuz, denn Gott gibt sich dem Menschen ja so wohl durch harte schwere Anfechtungen, als durch Süßigkeit und Gütigkeit. Im Kreuz ist Gottes Wohlgefallen mehr, denn in guten Tagen. Denn so wenig das Fleisch behalten werden mag ohne Salz, dass es nicht faul werde, so wenig möchte der Mensch Gott wohlgefallen ohne Leiden und Anfechtungen. Ja, je mehr der Mensch durchs Kreuz gesenkt wird in den Grund der wahren Demut, je mehr er gesenket wird in den Grund des göttlichen Wesens. Denn wenn sich der Mensch recht gründlich demütiget, so kann sich Gott nicht enthalten wegen seiner großen Gütigkeit, er muss sich senken und gießen in den demütigen Menschen.“ (Johann Arndt)

 

„Lasst euer Leid zur Welle werden, die euch an das Ufer der ewigen Heimat trägt.“ (Fritz von Bodelschwingh)

 

„Meinst du, dass du ohne Kreuz und Trübsal ins Himmelreich kommen werdest, was weder Christus gekonnt oder gewollt hat, noch einem von seinen liebsten Freunden und Heiligen geschehen ist? Frage von den triumphierenden Bürgern des Himmels, wen du willst; alle werden dir antworten: Durch Kreuz und Züchtigung sind wir zur Herrlichkeit Gottes gelangt. Wohlan denn, so nimm das Joch des Herrn auf dich, das für die, welche ihn lieben, sanft und leicht ist. Bleibe beim heiligen Kreuz, das von Tugenden grünt, und vom Öle der Gnade trieft. Was willst du anders? Das ist der rechte, der heilige, der vollkommene Weg, es ist der Weg Christi, der Weg der Gerechten und Auserwählten.“ 

Thomas von Kempen (+1471)