HILFE

 

„Und lehrt uns dieser erste Vers (Jona 2,3) zwo große und nötige Lehren. Die erste, dass man ja vor allen Dingen zu Gott laufe und schreie in der Not zu ihm, und klage es ihm. Denn das kann Gott nicht lassen, er muss helfen dem, der da schreiet und ruft; seine göttliche Güte mag sich nicht enthalten, sie muss hören. Es liegt nur daran, dass man rufe und schreie zu ihm, und schweige ja nicht; den Kopf nur aufgerichtet, und die Hände aufgehoben, und flugs gerufen: Hilf Gott, mein Herr etc., so wirst du alsbald fühlen, dass es besser wird. Kannst du rufen und schreien, so hat es freilich keine Not mehr. Denn auch die Hölle nicht Hölle wäre, noch Hölle bliebe, wo man darinnen riefe und schriee zu Gott. (…..) Die andere Lehre ist, dass wir also schreien, dass wir auch im Herzen fühlen, es sei ein solch Schreien, dem Gott antworte, und auch mögen mit Jona rühmen, dass uns Gott antworte, wenn wir in der Not rufen. Das ist nun nichts Anderes, denn mit rechtem Glauben des Herzens rufen; denn der Kopf lässt sich nicht aufrichten, noch die Hände sich aufheben, das Herz sei denn zuvor aufgerichtet. Welches sich also aufrichtet, wie ich gesagt habe, dass es durch des Geistes Beistand zu dem zornigen Gott läuft, und unter dem Zorn Gnade sucht, lässt Gott strafen, und darf sich dennoch zugleich seiner Güte trösten. Da merke du, welch ein scharf Gesichte das Herz müsse haben, das mit eitel Zorn und Strafe von Gott umgeben ist, und doch keine Strafe noch Zorn, sondern Gnade und Güte sieht und fühlt, das ist, es will sie nicht sehen noch fühlen, ob sie es gleich aufs höchste sieht und fühlt, und will die Gnade und Güte sehen und fühlen, ob sie gleich aufs tiefste verborgen sind. Siehe, ein solch groß Ding ist es, zu Gott zu kommen, dass man durch seinen Zorn, durch Strafe und Ungnade zu ihm breche, als durch eitel Dornen, ja, durch eitel Spieße und Schwerter.“ (Martin Luther)

 

„Kommt, wir wollen wieder zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden.“ Hos. 6,1. Es ist des Herrn Weise, zu zerreißen ehe er heilt. Das ist die aufrichtige Liebe seines Herzens und die sichere Heilkunst seiner Hand. Er schlägt, ehe er verbindet, sonst würde es ein ungewisses Werk sein. Das Gesetz kommt vor dem Evangelium; das Gefühl der Bedürftigkeit vor der Gabe. Ist der Leser jetzt unter der überführenden, zermalmenden Hand des Geistes? Hat er den knechtischen Geist empfangen, dass er sich abermals fürchten muss? Dies ist eine heilsame Vorbereitung auf das wirkliche Heilen und Verbinden des Evangeliums. Verzweifle nicht, liebes Herz, sondern komme zu dem Herrn mit all deinen zackigen Wunden, schwarzen Beulen und eiternden Geschwüren. Er allein kann heilen, und er freut sich, es zu tun. Es ist unsres Herrn Amt, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, und er versteht es trefflich.“ (Charles H. Spurgeon)