FRÖMMIGKEIT

 

„Gott will nicht allein solche Werke haben, sondern dass sie mit Lust und Willen geschehen. Und wo Lust und Wille nicht darin ist, sind sie tot vor Gott, und ist Irrsal, gezwungene, genötigte, gefangene Dienste, die Gott nicht gefallen, wie St. Paulus sagt, 2 Kor. 9,7.: „Gott liebt einen fröhlichen Täter.“ (…) solche Lust, Liebe, Freude und Willen findet man in keines Menschen Herzen auf Erden, sofern die Natur angesehen wird; sondern allesamt sind wir unwillig oder je falschwillig fromm, dass wir uns fürchten vor Strafe und Schande, oder suchen unsern Nutz und Wohlgefallen darin, und niemand lauter um Gottes willen, oder allein darum, dass es so recht ist, fromm ist. Es will und muss die Natur je etwas suchen, darum sie fromm sei, kann und mag nicht um der Frömmigkeit willen fromm sein, lässt ihr nicht an der Frömmigkeit begnügen, wie sie soll, sondern will etwas damit verdienen oder entfliehen; das ist dann falsch vor Gott, wie St. Paulus, Röm. 3,4., aus dem 14. Psalm schließt, dass derhalben kein Mensch vor Gott fromm sei. Denn wir sollen nicht fromm sein, etwas damit zu verdienen oder zu meiden. Denn das sind allesamt Mietlinge, Knechte und Tagelöhner, nicht freiwillige Kinder und Erben, welche nur fromm sind um der Frömmigkeit willen selbst, das ist, um Gottes willen allein; denn Gott ist die Gerechtigkeit, Wahrheit, Gutheit, Weisheit, Frömmigkeit selbst. Und wer nicht mehr sucht denn Frömmigkeit, der sucht und findet Gott selber. Wer aber Lohn sucht und Pein flieht, der findet ihn nimmermehr und macht Lohn zu seinem Gott; denn warum der Mensch etwas tut, das ist sein Gott.“ (Martin Luther)

 

„Frömmigkeit ist der Entschluss, die Abhängigkeit von Gott als Glück zu bezeichnen.“ (Hermann von Bezzel)