BUSSE

 

„Die Busse besteht darin, dass durch Gottes bekehrende Gnade der Mensch seine Sünde erkennt und bereut und durch den Glauben das Verdienst Christi ergreift zur Erlangung der Rechtfertigung und des ewigen Lebens.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Die Buße oder Bekehrung zu Gott ist die Zerknirschung des Herzens über unsere Sünde: und das Vertrauen, welches sich um Christi willen die Vergebung der Sünden, Versöhnung, Rechtfertigung und Lebendigmachung gewiss verspricht, verbunden mit dem festen Vorsatz, einen neuen Gehorsam anzufangen.“ (Melanchth. zitiert nach L. Hutter)

 

„Damit nun die Menschen zu der Seligkeit, zu welcher sie von Gott berufen werden, wirklich gelangen mögen, so führt sie Gott selber dazu durch ernste Buße, dadurch sie, zur Erkenntnis und Bereuung ihrer Sünden gebracht, ihre Zuflucht zu Christo nehmen und durch solch Vertrauen auf ihn Gnade und der Sünden Vergebung erlangen.“ (Nikolaus Hunnius)

 

„Die Buße oder wahre Bekehrung ist ein Werk Gottes des heiligen Geistes, dadurch der Mensch aus dem Gesetz seine Sünde erkennet, und den Zorn Gottes wider die Sünde, dadurch Reue und Leid im Herzen erwecket wird; aus dem Evangelio aber Gottes Gnade erkennet, und durch den Glauben Vergebung der Sünden in Christo erlanget.“ (Johann Arndt)

 

„Ich fragte einen hohen, edlen, ganz heiligen Menschen, was der höchste Gegenstand seiner Betrachtung sei. Er antwortete: „Die Sünde, und so komme ich zu meinem Gott“; er hatte durchaus recht. So laß Gott und alle Geschöpfe dich auf deine Sünde verweisen, und verurteile dich selbst; so wirst du, nach Sankt Paulus' Wort, nicht von Gott verurteilt. Das soll in der Wahrheit geschehen, ohne alle Verstellung, nicht mit gemachter Demut, denn diese ist eine Schwester der Hoffart. Das soll in dem Grunde geschehen, und zwar ohne Erregung, als ob man sich den Kopf zerbrechen sollte, sondern mit stiller, besonnener, gelassener Unterworfenheit in demütiger Furcht Gottes leg ihm deinen bösen, (von deinem Selbst) besetzten Grund vor, in herzlichem Gebet, das im Geist geschieht: so suche ihn; gehst du andere Wege, es hilft dir nichts.“ (Johannes Tauler)

 

„Wenn der Mensch sich reinwäscht, klagt Gott ihn an. Wenn der Mensch sich anklagt, wäscht Gott ihn rein.“ (Franz von Sales)

 

„Mit dem Tode hören die menschlichen Tage auf und der Tag des Herrn beginnt, von dem geschrieben steht, er komme wie ein Dieb in der Nacht. Was zaudern wir nun hier zu wirken, um im Vaterland Miterben Christi sein zu können? Hier ist der Kriegsdienst, dort wird der Sold gegeben; hier wird gestreut, dort soll geerntet werden. Die Zeit aber ist kurz, wie der Apostel sagt, denn das Wesen dieser Welt vergeht. Es wartet der Herr, der gesprochen: Ich habe keinen Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe! Er wartet, dass wir Buße tun sollen. Doch ach wir schlafen, wir haben den Himmel vergessen! Ein Traumleben führen wir, das uns mancherlei Reichtümer vorspiegelt, aber wenn die Todesstunde kommt, werden wir erwachen und mit Schrecken gewahren, wie alles weltliche Glück Täuschung war, und wie wir nackt und bloß davon müssen. O dass wir doch jetzt schon von dem Schlafe der Vergessenheit munter würden! Wache auf, der du schläfst, spricht der Apostel, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten!“ 

Hildebert (+1134) 

 

„Muss nicht Gott, der heilige und erhabene Gesetzgeber, heftig erzürnt werden, wenn er sieht, wie du, Wurm des Staubes und der Eitelkeit, seinem Befehl nicht gehorchst, seine Majestät beschimpfst, seiner Wohltaten vergisst, und dich weder um die Ermahnungen seiner Diener, noch um seine unsichtbare Gegenwart kümmerst? Und musst du nicht erschrecken, dass du, obwohl dem Tod immerdar ausgesetzt und täglich sterbend, dich dennoch gegen deinen Herrn und Gott, den allmächtigen und unaussprechlich großen Gott, so oft vergangen hast und noch vergehst? Was bist du denn? Eine Blume, die aufblüht und bald zertreten wird; ein Schatten, der eilend davonflieht. Und du kannst noch aufgeblasen und stolz sein? Ach, dass du dich doch hassen, dass du dich selbst strafen, dass du deine Seele beugen möchtest vor dem reinen und heiligen Gott! Was du vor frommen und weisen Menschen nicht zu reden wagst, das wage vor ihm nicht einmal zu denken; denn vor Gott sind Gedanken des Herzens, was vor Menschen Worte des Mundes.“ 

Dionysius (+1471) 

 

„Staub ist alles fleischliche Wesen, Staub sind alle zeitlichen Reichtümer, der bald verschwindet und wie vom Wind verweht wird. In diesem Staub sucht ihr vergeblich das Glück, vielmehr, da ihr ihn in Haufen zusammenblast, fliegt er euch in die Augen und macht euch ganz blind am inneren Menschen. Sucht was droben ist! spricht der Apostel. Schüttelt den Staub von euch ab, lasst die Steine und das Blei des Bösen in die Tiefe fallen, zerreißt den Strick des Lasters, daran euch der Teufel festhält, zieht nicht mehr vor dem Wagen der Sünde, sondern schwingt euch auf Flügeln des Glaubens empor zum Himmel!“ 

Hildebert (+1134) 

 

„Was zögerst du, o Sünder, dich zu bessern? Kehre um und tue Buße. Morgen, sprichst du, will ich mich bekehren. Warum nicht heute? Du sagst: Mein Leben kann noch lang sein. Ich spreche: Ist es lang, so sei es gut, ist es kurz, so sei es auch gut. Wer wollte doch gern ein langes Übel tragen? Kaufst du ein Haus, so verlangst du ein gutes; suchst du eine Gattin, so begehrst du eine gute; wünschst du dir Kinder, so möchtest du gute haben; und bei alledem liebst du ein schlechtes Leben! Du sprichst: Morgen, morgen will ich mich bekehren. O Rabenstimme! Die Taube kam wohl wieder zur Arche, aber der Rabe blieb aus. Willst du dann dich erst bekehren, wenn du nicht mehr sündigen kannst, so haben dich wohl die Sünden verlassen, aber du hast sie nicht verlassen. Wer die Zeit der Gnade hier verlor, wird in der Ewigkeit keine Gnade mehr finden.“ 

Alkuin (+804) 

 

„Unfruchtbare Seele, was machst du, was bist du so träge, sündige Seele? Der Tag des Gerichts kommt nahe herbei, der große Tag des Herrn, der Tag des Zorns, der Tag der Trübsal und Angst, der Tag der Not und des Jammers, der Tag der Finsternis und des Dunkels, der Tag des Nebels und des Sturmes, der Tag der Posaune und des Feldgeschrei‘s. Was schläfst du nun, o Seele, warum bist du so lau und wert, ausgespien zu werden? Was schläfst du? Wer nicht aufwacht, wer nicht aufschrickt bei so gewaltigen Donnerschlägen, der schläft nicht, der ist gestorben. Du unfruchtbarer Baum, wo sind deine Früchte? O Baum des Beils und Feuers wert, was sind deine Früchte? Nichts als stechende Dornen und bittere Sünden. Ach, dass sie dich doch heilsam stechen und zur Reue dir bitter werden möchten!“ 

Anselm (+1109) 

 

„So spricht der himmlische Vater zu uns gefallenen Menschen: Werdet, wie der Sohn meiner Liebe! In ihm und durch ihn liebe ich alles, nach ihm prüfe und richte ich alles. Seid ihr nun durch die Sünde von seinem Bilde abgewichen, so kehrt auf seinen Rat wiederum zurück. Ein Bote großen Rats wird euch gesandt, derselbe, der mit mir euer Schöpfer war, kommt nun, Mensch geworden, als euer Erlöser zu euch. Er, der bei der Schöpfung euch Herrlichkeit gab, kommt nun, euch Heiligkeit zu geben. Hört ihn! Er ist euer Urbild, euer Arzt, euer Beispiel. Hört ihn! Rühmlicher wäre es gewesen, immer ihm ähnlich geblieben zu sein, nicht minder rühmlich aber wird es sein, zu seinem Bilde zurückzukehren. O Mensch, wie magst du deine Unwissenheit vorschützen? Siehe, deine eigne Natur straft dich Lügen. Du weißt, wer du bist, woher du stammst, dass du von dem guten Schöpfer nicht böse geschaffen worden bist, und du flehst nicht zu dem, der dich gemacht hat, dass er dich erlöse? Zweifle nicht an seiner Macht: siehe seine Werke, wie groß sie sind! Zweifle nicht an seiner Weisheit: siehe seine Werke, wie schön sie sind! Zweifle nicht an seiner Güte: siehe seine Werke, wie gut sie sind! Er zeigt dir also in seinen Geschöpfen, was er zu deiner Erlösung vermöge. Er zeigt dir aber auch zugleich, welchen furchtbaren Richter du in ihm zu erwarten hast, wenn du ihn nicht als Erlöser annimmst. Denn niemand kann ihm widerstehen, dem Allmächtigen; niemand kann ihn täuschen, den Allwissenden; Niemand kann ihn bestechen, den Heiligen.“ 

Hugo (+1441) 

 

„Wie Gott zum Heil der Welt einmal im Fleisch und sichtbar erschienen ist, so kommt er noch täglich zur Rettung der einzelnen Seelen unsichtbar und im Geiste. Kann nun der arme Kranke dem großen Arzt gleich nicht entgegengehen, so mag er wenigstens das Haupt aufrichten und sich vom Lager erheben, wenn er eintritt. Du brauchst, um selig zu werden, o Mensch, nicht das Meer zu überschiffen, nicht über die Wolken emporzudringen; keine lange Reise wird von dir verlangt. Gehe nur in dich und begegne da deinem Gott. Denn nahe ist dir das Wort in deinem Munde und in deinem Herzen. Erwecke dein Herz zur Reue und deinen Mund zum Bekenntnis. So wird die Kammer deines Gewissens vom Schmutz gereinigt werden und der Herr wird seinen Einzug bei dir halten.“ 

Bernhard (+1153) 

 

„Ach, wie ist durch die List des bösen Feindes meine arme Seele so verloren gegangen und erschlagen worden. Wie ein Schlächter an einem grünen Reise oder schwachen Halm ein Lamm zum Tod führt, das, ohne zu wissen, wohin es geht, lustig und munter ihm nachspringt; also hat er meine törichte Seele ins Verderben geführt. Durch die flüchtige und kurze Weltlust lockte er sie an sich, band sie, blendete ihre Augen, und verwundete sie darauf tödlich durch Lasterstiche aller Art. Dann legte er auf sie jenen schweren und großen Stein der bösen Gewohnheit und begrub sie zuletzt in dem kalten Grab der Verstockung und Herzenshärtigkeit. Da moderte und verweste sie, ein Greuel vor Gott und allen Heiligen. Ach, teuerster Herr Jesu, Seelenarzt, Quell aller Liebe; wenn dich menschliches Elend je gerührt hat, so sieh doch jetzt auf sie hin, die nun erwacht, ihren Jammer und ihre Blöße erkennt und sich vor Scham nicht zu dir aufzublicken getraut. Barmherziger Herr, nach dir streckt sie Arme und Hände aus, ziehe sie heraus aus dem Schlamm des Verderbens. Gib ihr den Stab des Glaubens, schmücke sie mit dem Kleid der Liebe, reiche ihr die Leiter der Hoffnung.“ 

Gerson (+1429) 

 

„Vertreibe, o Herr, die Finsternis, die über dem Grund meines Herzens schwebt, auf dass ich dich erkenne und liebe. Denn wer dich erkennt, vergisst sich und kommt zu dir, um sich in dir zu freuen. Ich aber erkenne dich wenig, und darum liebe ich dich wenig und freue mich wenig in dir. Ich habe die innere Freude verlassen und buhle um die Freundschaft der Welt. Mein Herz, das ganz dein sein sollte, habe ich der Eitelkeit hingegeben; ich bin eitel geworden, da ich die Eitelkeit liebte. Ich bin äußerlich, du innerlich, ich Fleisch, du Geist; ich denke und spreche über Zeitliches, und du, o Herr, wohnst in der Ewigkeit und bist die Ewigkeit. Höre mich, mein Schöpfer! Deine Kreatur bin ich, und gehe nun verloren, deine Kreatur bin ich, und sterbe nun. Deine Hände haben mich gemacht und gebildet, jene Hände, die einst für mich ans Kreuz geheftet wurden. Verachte es nicht, das Werk deiner Hände. Siehe, in ihnen stehe ich geschrieben; lies die Schrift und rette mich. Verzeihe mir, dass ich mich unterwinde mit dir zu reden. Die Not kennt kein Gesetz, der Schmerz treibt mich zu sprechen, der Jammer zwingt mich zu schreien. Ich bin krank, ich rufe zum Arzt, ich bin tot, ich seufze nach dem Leben. Du bist Arzt, du bist Leben. Jesu von Nazareth, erbarme dich meiner, du Sohn Davids, erbarme dich meiner. O Licht, welches vorübergeht, warte auf mich, den Blinden, reiche mir die Hand, dass ich zu dir komme und in deinem Lichte das Licht sehe.“ 

Soliloquia (Augustini) 

 

„Gott, der du wohnst in einem Lichte, da niemand zukommen kann, der du mit leiblichen Augen nicht gesehen, mit menschlichem Verstande nicht begriffen wirst und mit Engelszungen nicht genugsam magst gepriesen werden, unaussprechlicher Gott, höchstes Gut, zu dir rufe ich. An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan. Menschen scheute ich mehr als dich; denn ich war blind und hatte fleischliche Augen. Ach, wo soll ich nun hingehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Was soll ich machen? Wer wird mich schützen? Herr, ich habe keine Hilfe, denn allein bei dir. Erbarme dich meiner, nicht nach deiner geringeren Barmherzigkeit, nach welcher du in leiblichen Nöten hilfst, sondern nach deiner großen Barmherzigkeit, wonach du Missetaten vergibst, und mit der du die Welt also überschüttet hast, dass du deinen eingebornen Sohn für sie in den Tod gabst. Tief sind meine Sünden, o Herr, aber tiefer ist deine Gnade. So verschlinge denn ein Abgrund den andern, die Tiefe deiner Barmherzigkeit verschlinge die Tiefe meiner Dürftigkeit. Eile entgegen, lieber Vater, deinem verlorenen Sohn, der sich aus fernem Lande zu dir aufgemacht hat; komm, du guter Samariter, und hilf mir Armen, der ich bis in den Tod verwundet bin. Tröste mich wieder, mein Gott, mit deiner Hilfe und dein freudiger Geist belebe mich.“ 

Savonarola (+1498)