GERECHTIGKEIT

 

„Alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätig Kleid Jes. 64,6. Wenn unsere Gerechtigkeit so ist, wie in aller Welt wird da unsere Ungerechtigkeit sein? Wenn ihr alles getan habt, spricht unser Heiland, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte Luk. 17,10. Wenn wir aber unnütze sind, selbst wenn wir gehorchen, so werden wir ja ganz gewiss abscheulich sein, wenn wir übertreten. Wenn ich mich selbst und all mein Vermögen, auch wenn ich nicht sündige, dir, heiliger Gott, schuldig bin, was werde ich da für meine Sünde als Lösung geben können? Selbst unsere Gerechtigkeit, oder was wir so dafür halten, ist im Vergleich zur göttlichen Gerechtigkeit eine volle Ungerechtigkeit. Im Finstern sieht man wohl eine Lampe leuchten; aber stellt man sie in die Strahlen der Sonne, da ist’s aus mit ihrem Leuchten; ein Holz hält man oft für gerade, wenn man das Richtscheit nicht anlegt, tut man das aber, so findet man, wie es hie oder da gekrümmt ist und anläuft; oft wohl wird es den Anschein haben für die Blicke der Betrachter, als sei das Bild irgend welcher Gestalt vollkommen dargestellt, und doch ist’s in den Augen des Künstlers im hohen Grade unvollkommen. So ist oft voller Flecken, wenn es der Richter zur Entscheidung vornimmt, was herrlich leuchtet, wenn es der wägt, der es getan hat. Denn die Gerichte Gottes sind anders als die der Menschen. Vieler Sünden bin ich mir mit Schrecken bewusst; aber die Zahl derer, die ich nicht einmal weiß, ist noch größer…“ (Johann Gerhard) 

 

„Wie bist du gerecht vor Gott? Allein durch den wahren Glauben in Jesum Christum, dass, obwohl mich mein Gewissen anklagt, dass ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines von ihnen je gehalten habe, ja, auch noch immer zu allem Bösen geneigt bin, doch Gott ohne all meine Verdienste mir aus lauter Gnade die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi schenkt und anrechnet, als hätte ich nie eine Sünde begangen oder gehabt und selbst all den Gehorsam vollbracht, den Christus für mich geleistet hat, wenn ich allein diese Gnade mit gläubigem Herzen annehme.“ (Heidelberger Katechismus)

 

„Die Gerechtigkeit Gottes ist die Eigenschaft, nach welcher Gott das von ihm vorgeschriebene Gute belohnt und das von ihm verbotene Böse bestraft.“ (Adolf Hoenecke)