„Wem Gott und sein Wort wohl schmecket, dem mag nichts übel schmecken; und wem Gott und sein Wort nicht wohl schmecket, was mag der für Freude haben? Gott selbsten ist die Freude, die alle erschaffene Freude übertrifft. Er ist das ewige Licht, das alle erschaffene Lichter übertrifft. Der wolle mit seinem verborgenen Freudenschein unsere Herzen durchdringen, unsern Geist und alle Kräfte reinigen, erleuchten, erfreuen, verklären und lebendig machen. Wann wird dieselbe Stunde kommen, da uns Gott mit seiner Gegenwart, und mit allem, was er ist, ersättigen wird? Jes. 55,1.2. So lange solches nun nicht geschieht, wird in uns keine vollkommene Freude. Müssen derowegen mit den Brosamlein seines Trostes vorlieb nehmen, die von unsers Herrn Tische fallen, bis dass die rechte Freude des ewigen Lebens angeht, Matth. 15,27.“ (Johann Arndt)
„Freue dich im Herrn, und sei fröhlich, gläubige Seele, in deinem Gott! Denn er hat dich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet wie eine Braut, die mit Geschmeide geziert ist Jes. 61,10. Freue dich ob der Würde des Bräutigams, freue dich ob der Herrlichkeit des Bräutigams, freue dich ob der Liebe des Bräutigams! Seine Würde ist die höchste; denn er ist wahrhaftiger Gott, hochgelobet in Ewigkeit! Röm. 9,5. Wie groß ist also die Würde dieses Geschöpfes, nämlich der gläubigen Seele, weil sich der Schöpfer selbst mit ihr verloben will. Seine Herrlichkeit ist die höchste; denn er ist, der Schönste unter den Menschenkindern Ps. 45,3: sie sahen ja seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater Joh. 1,14 (…). Von welcher Erbarmung zeugt es also, dass jene höchste Schönheit die Seele der Sünder, die befleckt und verunstaltet ist, nicht unwert achtet sich zur Braut zu erwählen! Auf Seiten des Bräutigams ist die höchste Vollkommenheit, auf Seiten der Braut die höchste Unvollkommenheit; auf Seiten des Bräutigams die höchste Schönheit, auf Seiten der Braut die höchste Hässlichkeit; und doch ist die Liebe des Bräutigams zur Braut noch größer, als die der Braut zu dem herrlichsten und schönsten Bräutigam. Schaue an die unendliche Liebe deines Bräutigams, o gläubige Seele!“ (Johann Gerhard)
„Wo keine Liebe ist, da kann auch keine Freude sein, denn die Freude wird aus der Liebe geboren. Wie aber die Liebe ist, so muss auch notwendig die Freude sein. Ist nun die Liebe göttlich, so ist auch die Freude göttlich; ist die Liebe irdisch, und hängt am Irdischen, so ist die Freude irdisch. Hanget die Liebe Gott allezeit an, so wird sie sich allezeit in Gott erfreuen, und das ist ein Vorschmack des ewigen Lebens. Wäre die Liebe vollkommen in diesem Leben, so wäre es auch eine vollkommene Freude. Weil sie aber in jenem Leben wird vollkommen sein, so wird auch im ewigen Leben vollkommene Freude sein; und wie wir Gott ewig lieben werden, so wird auch die Freude ewig sein; und wie die Liebe dort wird vollkommen sein, wird sie auch haben allezeit ein vollkommenes Gut, dem nichts gebricht, das da unsterblich, unendlich, unwandelbar, unmangelhaft ist. Derowegen so wird auch die Liebe unsträflich, ewig, beständig, wahrhaftig, unbeweglich, lebendig, unpresthaft sein. Weil nun die Liebe in jenem Leben muss sein rein, unbefleckt, göttlich, so wird auch die Frucht also sein, nämlich eine reine, göttliche, unbefleckte Freude, die allerbeste und köstlichste Freude, und wird in sich begreifen die höchste Lieblichkeit, den höchsten Frieden, die höchste Ruhe des Herzens, das fröhlichste Jauchzen und Jubilieren der Seele, die höchste Süßigkeit und Genügsamkeit und Sättigung im höchsten Grad, und das seligste Leben, ja das ewige Leben. Denn das ewige Leben ist nichts anders, denn ewige Freude, davon die gläubige, liebhabende Seele bisweilen ein kleines Fünklein empfindet, und ein kleines Tröpflein schmecket (…). Wer nun diese Freude hat, der hat alles, was er wünschen und begehren mag, und über dieselbe Freude kann er nichts mehr wünschen.“ (Johann Arndt)
„Gleichwie aus der wahrhaften göttlichen Liebe wahrhaftige göttliche Freude folget, also aus der falschen eigenen Liebe kommt her eine falsche nichtige Freude. Denn die eigene Liebe liebet ihren eigenen Willen, ihr eigen Lob, ihre eigene Ehre, ihre eigene Wollust und alle Lüste des Fleisches. Und demnach liebet die falsche Liebe alles, was da dienet, eigene Ehre und Wollust zu erhalten, als zeitlich Gut und Reichtum, Würde und Gunst, und dergleichen. Weil aber solches alles unbeständig, und bald verloren werden kann, so muss sich der Mensch immer fürchten, und sorgen, wie ers halte; und dagegen muss er dasselbe hassen und meiden, welches ihm sein Gut, daran er mit seiner Liebe hanget, verderben und nehmen kann. Derowegen so folget daraus, dass er sich nicht recht in seiner eigenen Liebe freuen kann, sondern dieselbe Freude ist mit Furcht und Traurigkeit vermischt, und wird endlich in Traurigkeit verwandelt. Darum ist es eine falsche und nichtige Freude. Denn wie der Samen ist, so ist auch die Frucht.“ (Johann Arndt)
„Gleichwie die göttliche Freude den Menschen immer näher und näher zu und in Gott führet; also die fleischliche Freude führet den Menschen immer weiter und weiter von Gott. Die göttliche Freude vermehret die göttliche Freundschaft; die falsche Freude vermehret die Feindschaft wider Gott. Die göttliche Freude sättiget und befestiget den Willen in Gottes Liebe und macht das Gewissen fröhlich, süße und holdselig; aber die fleischliche Freude macht das Herz und Willen unbeständig, unruhig, bitter und feindselig. Die göttliche Freude kann man haben ohne Arbeit, Unkosten und ohne anderer Leute Hilfe und Schaden; aber die fleischliche Freude kann man nicht haben, denn mit großer Mühe und Arbeit, Unkosten, mit anderer Leute Schaden und Verderben, und mit vieler zeitlichen Dinge Vorrat und Überfluss. Die göttliche Freude machet, vermehret und erhält Friede und Freundschaft, Einigkeit und alles Gute unter den Menschen; die falsche Freude macht Unfrieden, Feindschaft, Uneinigkeit, und stiftet viel Verderben und Unglück. Aus der göttlichen Freude kann nichts Böses kommen, und kein Ärgernis; aber aus der falschen Freude kann nichts erwachsen, denn alles Böse und viel Ärgernis. Die göttliche Freude erwecket den Menschen zu allem Guten; die falsche Freude erwecket den Menschen zu allem Bösen.“ (Johann Arndt)