„Gott ist nicht nur im höchsten Grade barmherzig, sondern auch im höchsten Grade gerecht. Und seine Gerechtigkeit (wie er sich in seinem Worte offenbart hat) fordert, dass unsere Sünden, die gegen seine unendliche Majestät begangen worden sind, nicht nur mit zeitlichen, sondern auch mit ewigen Strafen, beides an Leib und Seele, gestraft werden. Diesen Strafen können wir nicht entgehen, es sei denn, dass der Gerechtigkeit Gottes Genüge getan wird. Da wir aber nicht selbst Genüge tun und uns vom Zorn Gottes befreien können, hat Gott aus unendlicher Barmherzigkeit seinen eingeborenen Sohn zum Bürgen gegeben, der, um für uns Genugtuung zu leisten, für uns oder an unserer Statt zur Sünde und zum Fluch am Kreuze geworden ist. Dieser Tod des Sohnes Gottes ist das einzige und vollkommene Opfer und die einzige und vollkommene Genugtuung für die Sünden, von unendlicher Kraft und unendlichem Wert, überreich genug zur Versöhnung der Sünden der ganzen Welt.“ (Lehrregel von Dordrecht)
„Wir sollen daher mit Dank und gewisser Zuversicht diese überaus liebliche und tröstliche Lehre aufnehmen, welche lehrt, dass Christus, der für uns ein Fluch geworden ist (das heißt, ein dem Zorne Gottes unterworfener Sünder), unsere Person annehme und unsere Sünden auf seine Schultern lege, und spreche: Ich habe die Sünden begangen, welche alle Menschen sich haben zu Schulden kommen lassen. Darum ist er in Wahrheit ein Fluch geworden nach dem Gesetze, nicht für sich, sondern, wie Paulus sagt: „für uns“. Denn wenn er nicht meine, deine und aller Welt Sünde auf sich genommen hätte, so hätte das Gesetz kein Recht zu ihm gehabt, da es nur die Sünder verdammt und unter dem Fluche hält. Darum hätte er weder ein Verfluchter werden, noch sterben können, da die Ursache des Fluches und des Todes die Sünde ist, von der er frei war. Aber weil er unsere Sünden, nicht gezwungen, sondern freiwillig auf sich genommen hatte, so musste er die Strafe und den Zorn Gottes tragen, nicht für seine Person, welche gerecht und (für die Sünde) unüberwindlich war, darum konnte diese Person nicht schuldig werden, sondern für unsere Person. So hat er zu unserem Besten mit uns gewechselt und unsere sündliche Person an sich genommen und uns seine unschuldige und siegreiche Person geschenkt. Mit dieser angetan und bekleidet, werden wir von dem Fluche des Gesetzes befreit, weil Christus selbst willig für uns ein Fluch geworden ist.“ (Martin Luther)