WORT GOTTES

 

„Wer nicht die Heilige Schrift hat, muss sich mit seinen Gedanken begnügen. Wer keinen Kalk hat, mauert mit Dreck.“ (Martin Luther)

 

„Was ist die heilige Schrift? Sie ist das Wort Gottes, welches auf den Antrieb des heiligen Geistes von den Propheten und Aposteln niedergeschrieben ist und uns von dem Wesen und dem Willen Gottes unterweiset.“ (Leonhard Hutter)

 

„Was ist denn Gottes Wort? Es ist die heimliche, verborgene Weisheit Gottes, 1 Kor. 2, darin Gott sein Wesen und Willen durch’s Wort uns armen Menschen offenbaret, so viel uns zu wissen in diesem Leben dazu vonnöten ist, dass wir unsere Not und Elend, darein wir durch die Sünde geraten, erkennen, item, wie uns daraus geholfen werde, wie wir Gott recht erkennen und ehren, uns auch gottseliglich verhalten sollen, und was nach diesem Leben folgen werde etc.“ (Martin Chemnitz)

 

„Gottes Wort vereiniget uns mit Gott, vermählet unsere Seele mit Christo durch den Glauben, machet unser Herz zur Wohnung, Tempel und Werkstatt des heil. Geistes, mehret den Glauben, entzündet die Liebe, stärket die Hoffnung, gebieret Geduld, machet kräftig das Gebet, erwecket die Andacht, lindert die Trübsal, heilet die geistlichen Schmerzen, tröstet die Traurigkeit, besänftigt die Betrübnis erweichet die Härtigkeit des Herzens, bewegt zum Mitleiden, verschmähet der Welt Eitelkeit, wirket Demut, entdecket dem Menschen seine eigene Schwachheit, streitet wider die Anfechtung, offenbaret göttliche Geheimnisse, preiset die Werke Gottes, mildert das menschliche Elend, bessert das ganze Leben, locket herzu die heiligen Engel, gibt einen Vorgeschmack des ewigen Lebens, und gibt das Geleit ins ewige Vaterland.“ (Johann Arndt)

 

„Von Gott heißt, das nach seinem Wort und Gebot durch uns geschieht. Ohne Gott heißt, das außer seinem Wort und Gebot durch uns selber geschieht. Denn wir nun so oft gelehrt haben, dass wir nichts tun sollen, wir haben denn gewiss Gottes Wort dazu, und Gott selber auch nichts mit uns zu tun hat, noch wir mit ihm, ohne das einige Mittel, welches ist sein Wort, wodurch wir seinen Willen erkennen und uns darnach zu richten haben. Wer einen Gott hat ohne sein Wort, der hat keinen Gott, denn der rechte Gott hat unser Leben, Wesen, Stand, Amt, Reden, Tun, Lassen, Leiden und alles in sein Wort gefasst, und uns vorgebildet, dass wir außer seinem Wort nichts suchen, noch wissen dürfen noch sollen, auch von Gott selbst nicht, denn er will von uns außer seinem Wort mit unserm Dichten und Nachdenken unbegriffen, ungesucht, ungefunden sein, wie Salomo sagt, Sprichw. 25,27.: „Wer die Majestät erforschet, den wird sie unterdrücken.“ Darum gebührt uns nicht, zu tun noch zu urteilen nach dem heimlichen Rat und Willen seiner Majestät, sondern alles und allein nach dem öffentlichen Rat und Willen seines Worts.“ (Martin Luther)

 

„Wie wir glauben und bekennen, dass die Schriften Gottes hinreichend sind, um die Menschen Gottes zu belehren und vollkommen zu machen, so behaupten und bekennen wir auch, dass die Autorität derselben von Gott sei und weder von einem Menschen noch von einem Engel abhängt. Wir bezeugen daher, dass diejenigen, welche vorgeben, die Schrift habe keine Autorität, sondern das, was von der Kirche angenommen sei, Gott lästern und die wahre Kirche beleidigen, welche immer nur hört auf die Stimme ihres eigenen Bräutigams und Hirten und ihr allein gehorcht; aber sich nicht anmaßt, seine Herrin zu sein.“ (John Knox) 

 

„Wir glauben, lehren und bekennen, dass die einzige Regel und Richtschnur, nach welcher alle Lehren und alle Lehrer gerichtet und beurteilt werden sollen, allein die prophetischen und apostolischen Schriften des Alten und Neuen Testamentes sind.“ (Konkordienformel)

 

„Die Heil. Schrift oder die einzige Erkenntnisquelle der Religion, Theologie und Dogmatik ist nichts anders als das Wort Gottes, das unter Eingebung des Heil. Geistes durch die Propheten, Evangelisten und Apostel schriftlich niedergelegt ist, damit die Sünder aus demselben die Erkenntnis zum ewigen Leben gewinnen sollen.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Gott wollte, dass seine Offenbarung schriftlich aufgezeichnet würde, damit dieselbe für alle Zeiten rein und lauter erhalten werde: darum hat er sie niedergelegt in hl. Schrift A. und N. Testaments. Dieselbe wird daher definiert als das schriftlich aufgezeichnete Wort Gottes (…). Zwischen ihr und dem Worte Gottes ist dann kein realer Unterschied mehr, da sie nichts anderes mehr enthält, als eben dieses Wort Gottes, welches auch mündlich verkündigt wurde, und zugleich dieses Wort Gottes ganz und vollständig, so dass jetzt außerhalb ihrer kein Wort Gottes mehr zu finden ist. – Indem aber die hl. Schrift Gottes Wort ist, unterscheidet sie sich dadurch von allen anderen Büchern, denn sie ist damit ihrem ganzen Sinn und Inhalt nach durchaus göttlich: das aber ist sie dadurch, dass sie von Gott den Propheten und Aposteln ist eingegeben worden. Gott also ist ihr Urheber (causa principalis), und Propheten und Apostel sind nur die causa instrumentalis, deren sich Gott bei Anfertigung derselben bediente. Wir haben darnach die Entstehung der hl. Schrift einer besonderen Wirkung Gottes zuzuschreiben, vermöge welcher er die Propheten und Apostel zu Anfertigung hl. Schrift antrieb, und ihnen das zu Schreibende nach Form und Inhalt eingab. Diese Wirkung Gottes, durch welche die hl. Schrift entstanden ist, nennen wir Inspiration.“ (Heinrich Schmid)

 

„Wenn die hl. Schrift wirklich Gottes Wort ist, so folgt daraus, dass wir ihr zu unbedingtem Glauben und Gehorsam verpflichtet sind: wenn sie allein Gottes Wort ist, und es außer ihr keine Quelle der Wahrheit gibt, so muss sie dieselbe vollkommen enthalten und muss sie deutlich genug sein, damit wir aus ihr die Wahrheit wirklich schöpfen können: wenn sie endlich als Gottes Wort das einzige Mittel ist, durch welches wir zum Glauben gelangen können, so muss sie auch mächtig genug sein, diesen Glauben in uns zu wirken.“ (Heinrich Schmid)

 

„Dir, Herr, mein Gott, gebührt Lob, Ehre und Dank, dass du jenes väterliche Wohlgefallen und jenen Ratschluss von unserm Heile durch die Predigt des Wortes uns offenbaren wolltest. Von Natur sind wir Finsternis; wir sitzen in Finsternis und am Ort der Schatten des Todes; du aber vertreibst durch das helle Licht des Evangeliums jene Finsternis. In deinem Lichte sehen wir das Licht; das ist, im Lichte des Wortes sehen wir jenes wahrhaftige Licht, das in diese Welt kam, um alle Menschen zu erleuchten. Welchen Nutzen hätte der verborgene Schatz gewährt, und das Licht, unter dem Scheffel versteckt? Mit dankbarem Herzen preise ich daher jene große Wohltat, dass du uns durch das Wort des Evangeliums den Schatz der Wohltaten deines Sohnes geoffenbart hast. Wie lieblich sind die Füße derer, die da Gutes predigen, Heil verkündigen! Diesen Frieden des Gewissens und dies Heil der Seele durch das Wort des Evangeliums verkündigest du uns noch heute, und rufst uns zum Reiche deines Sohnes. Ich war auf die Abwege der Irrtümer geraten, als ein elendes und schwaches Schäflein; du aber hast mich durch das Wort auf den Weg zurückgerufen. Ich war verdammt und verloren; du aber bietest mir im Wort des Evangeliums die Wohltaten Christi an; in den Wohltaten Christi deine Gnade; in deiner Gnade die Vergebung der Sünden; in der Vergebung der Sünden die Gerechtigkeit; in der Gerechtigkeit das Leben und die ewige Seligkeit. Wer kann diese deine herzliche Barmherzigkeit mit Worten würdig preisen? Ja, wer kann die Größe und den Reichtum deiner Güte ausdenken? Das Geheimnis von unserm Heile, das von Ewigkeit her verschwiegen gewesen ist, tust du uns kund durch die Offenbarung des Evangeliums; die Gedanken des Friedens, die du vor Grundlegung der Welt über uns hattest, enthüllest du uns durch die Predigt des Wortes, das unsern Füßen eine Leuchte zum ewigen Lichte ist, während sie durch dieses dunkle Tal wallen. Was hätte es uns genützt, geboren zu werden, wenn du uns nicht durch Christum befreit hättest, da wir durch die Sünde gefangen waren? Was hätte es uns genützt, erlöst zu werden, wenn du uns nicht diese unermessliche Wohltat der Erlösung durch das Wort verkündiget hättest? Du reckest deine Hände den ganzen Tag zu uns aus; du klopfest täglich an die Türe unsers Herzens, und rufst uns alle durch dein Wort zu dir, gütigster Herr! Wie viele Millionen Menschen leben in der Blindheit und den Irrtümern des Heidentums, denen kein solches Licht eines himmlischen Wortes er schienen ist, wie uns höchst Undankbaren deine Güte gestattet hat! Ach wie oft verdienen wir durch unsere Geringschätzung und Undankbarkeit, dass du den Leuchter des Wortes von uns wegnehmest; du aber bist langmütig, und übersiehst unsere Sünden, und bewahrst uns noch jene heiligste Beilage des Wortes, den kostbarsten Schatz, aus unaussprechlicher Barmherzigkeit. Für diese Wohltat sagen wir dir ewiglich Dank, und bitten dich demütig, du wollest uns denselben ferner erhalten! Amen.“ (Johann Gerhard)

 

„Einst stellte sich der Herr, als wollte er weiter gehen, um den Jüngern die Bitte zu entlocken: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden! In ganz ähnlicher Weise verfährt er noch jetzt mit der frommen Seele. Er geht vorüber, um gehalten, er entfernt sich, um zurückgerufen zu werden. Denn das ewige Wort ist kein unwiederbringliches; es geht und kommt wieder nach Wohlgefallen; es scheidet nach seiner Weisheit, es kehrt zurück nach seiner Liebe. Seine Einkehr ist geheimnisvoll und wunderbar. Man fühlt, dass es da ist, man erinnert sich, dass es dagewesen, man kann seine Ankunft zuweilen vorausempfinden, aber den Punkt, wann es ein- oder austritt, niemals bestimmen. Wer mag auch sagen, wie es in die Seele kommt. Ich fragte die Sinne, aber sie wussten nichts von dem, das nicht in die Sinne fällt, ich fragte mein Inneres, aber es antwortete: Wie kann das Gute aus mir entspringen, da in mir nichts Gutes wohnt? Ich stieg, so hoch ich konnte, aber das Wort blieb höher als ich; ich senkte mich, so tief ich es vermochte, aber das Wort blieb allezeit unter mir. Da habe ich die Wahrheit des Ausspruchs erkannt: In ihm leben, weben und sind wir! Sind aber seine Wege so unerforschlich, mag jemand einwenden, woher weißt du, dass es da ist? An seinen Werken, spreche ich. Denn lebendig und wirksam ist es; es bewegt und erweckt die schlummernde Seele, es verwundet und erweicht das harte Herz. Das Alte wird ausgerottet und niedergerissen, Neues gepflanzt und aufgebaut. Über das Dürre strömen Wasserquellen, in die Finsternis scheint Licht hinein, das Verschlossene öffnet, das Kalte erwärmt sich. Das Krumme wird gerade, das Raue eben gemacht; fleischliche Lüste gehen, gute Empfindungen kommen. Da lobt die Seele den Herrn und alles, was in ihr ist, seinen heiligen Namen.“ 

Bernhard (+1153) 

 

„Auf zweifache Weise tröstet Gott den Menschen: durch die Kreaturen und durch seine Worte; aber die Worte müssen uns mehr gelten, da sie aus dem Mund Gottes gehen, und die Kreaturen aus nichts geschaffen sind. Gleichwie die Braut sich inniger an des Bräutigams Stimme als an seinen Geschenken erfreut, wie der Untertan es höher achtet, wenn er Worte seines Monarchen zu vernehmen gewürdigt wird, als wenn er eine bloße Gabe von ihm empfängt, und wie dem guten Sohn eine Unterhaltung mit dem Vater lieber ist als eine Unterstützung von ihm; so muss der Mensch die Worte seines Gottes höher achten, als die Kreaturen, die ihm nur zum Unterpfand und Dienst gegeben sind.“ 

Raymund (+1436)