BEKEHRUNG

 

„Die Bekehrung ist diejenige Tätigkeit der aneignenden Gnade des Heil. Geistes, nach welcher derselbe einen geistlich toten Menschen aus dem Stand der Sünde und des Zorns in den Stand der Gnade und des Glaubens versetzt, um ihn des ewigen Lebens teilhaft zu machen.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Gott bekehrt den bußfertigen Sünder, dass sein Verstand zur Erkenntnis Gottes und seines gnädigen Willens erleuchtet, der Wille und alle Kräfte von der Sünde zu Gottes Liebe, Gehorsam und Gerechtigkeit gewendet werden, und er, so viel möglich, nach göttlichem Wohlgefallen alle sein Tun und Leben anstelle.“ (Nikolaus Hunnius)

 

„Ist nun wahre Bekehrung zu Gott und der wahre Glaube da, so ist auch Vergebung der Sünden und Gottes Gnade da; ist Gottes Gnade da, so ist Christus da, denn außer ihm ist keine Gnade; ist Christus da, so ist sein teures Verdienst auch da; ist sein Verdienst da, so ist die Bezahlung unserer Sünden da; ist die Bezahlung für unsere Sünden da, so ist die Gerechtigkeit da; ist die Gerechtigkeit da, so ist Friede und ein fröhliches Gewissen da: denn Gerechtigkeit und Friede küssen sich mit einander, Ps. 85,11. Ist nun ein fröhliches Gewissen da, so ist der heilige Geist da; ist der heilige Geist da, so ist auch Freude da, denn er ist ein freudiger Geist; ist aber Freude da, so ist das ewige Leben auch da, denn das ewige Leben ist ewige Freude.“ (Johann Arndt)

 

„Ich danke dir, mein Gott, dass du mein hartes und unbußfertiges Herz umgewandelt, dass du mein steinernes Herz weggenommen und mir ein fleischernes Herz gegeben hast. Es war mein eigenes Werk, dass ich in die Schuld fiel; aber ich vermochte nicht aus mir selbst wieder zur Buße aufzustehen. Ich konnte durch mich abirren; aber nur durch dich konnte ich auf den Weg zurückkehren. Wie der, welcher von seiner Mutter Leibe verkrüppelt geboren wird, nicht mit natürlichen Mitteln gerade gemacht werden kann, sondern durch göttliche Kraft aufgerichtet werden muss: so war meine Seele, mit jener geistigen Verkrüppelung zur Sünde und zu irdischen Dingen geboren; daher konnte sie durch keine menschlichen Kräfte, sondern allein durch deine Gnade aufgerichtet werden, dass sie zu deiner Liebe und zum Verlangen nach himmlischen Gütern aufstand. Ich konnte mich durch mancherlei Sünden auf’s Schändlichste verunstalten; aber du allein konntest mich wiederherstellen. Wie ein Mohr seine Haut nicht wandeln kann, noch ein Parder seine Flecken, so konnte ich nicht Gutes tun, der ich dem Eifer auf’s Böse ergeben war. Du, mein Gott, hast mich bekehrt, und ich bin bekehrt; nachdem ich durch dich bekehrt war, tat ich Buße, und nachdem mir’s gezeigt war, schlug ich vor Schmerz auf meine Hüften. Ich war tot in Sünden, und du hast mich lebendig gemacht. So viel ein Toter zu seiner Wiedererweckung beitragen kann, so viel konnte ich auch zu meiner Bekehrung beitragen. Wenn du mich nicht gezogen hättest, so wäre ich nie zu dir gekommen; wenn du mich nicht erweckt hättest, so wäre ich nie für dich erwacht; wenn du mich nicht erleuchtet hättest, so hätte ich dich nie gesehen. Die Sünden waren mir süßer, als Honig und Honigseim; dass sie mir nun bitter und herbe sind, verdanke ich dir, der du mir einen geistigen Geschmack geschenkt hast. Die Werke der Tugend waren mir bitterer, als Galle und Aloe; dass sie mir nun angenehm und süß sind, verdanke ich dir allein, der du das verdorbene Urteil meines Fleisches durch den Geist umgewandelt hast. Ich ging in der Irre, wie ein Schaf, das verloren gegangen ist, und wich auf den Weg der Bosheit ab; du aber, guter Hirte, hast mich wieder gesucht, und zur Herde der Heiligen zurückgeführt. Spät erkannte ich dich, du wahres Licht; denn es war eine große und finstere Wolke vor meinen Augen, die nach dem Eiteln blickten, welche mich hinderte, dass ich das Licht der Wahrheit nicht sah. Spät erkannte ich dich, du wahres Licht, weil ich blind war, und die Blindheit liebte, und durch die Finsternis der Sünden der Finsternis der Hölle zuwandelte; aber du hast mich erleuchtet, und hast den gesucht, der dich nicht suchte, und den gerufen, der dir nicht rief, und den bekehrt, der sich nicht zu dir bekehrte, und hast mit allmächtig wirksamer Stimme gesprochen: Es werde Licht im Innern dieses Herzens! und es ward Licht, und ich sah dein Licht, und erkannte meine Blindheit. Über jene unermessliche Wohltat will ich deinen Namen ewiglich preisen! Amen. Amen.“ (Johann Gerhard)