„Nun aber wollen wir doch zu dem übergehen, … dass diejenigen Gesetz und Evangelium greulich vermischen, welche sagen: „Willst du der Vergebung deiner Sünden gewiss werden, dann musst du so lange beten, kämpfen und ringen, bis du endlich ein freudiges Gefühl bekommst, welches dir heimlich sagt: „Sei getrost, du hast Vergebung deiner Sünden.“ „Dann“, sprechen sie, „ist die Gnade in deinem Herzen“, während, eigentlich zu reden, die Gnade gar nicht in meinem Herzen sein kann, die ist in Gottes Herzen. Nein, erst musst du glauben und dann fühlen. Das Gefühl kommt aus dem Glauben, und nicht der Glaube aus dem Gefühl. Und wessen Glaube aus dem Gefühl kommt, der hat keinen wahren Glauben; denn der Glaube braucht eine göttliche Verheißung. Also kannst du gewiss sein, mit deren Glauben steht es recht, die sagen können: „Nichts in der ganzen Welt sehe ich an, als das liebe Evangelium. Darauf baue ich.“ Dann mag der Teufel kommen und sie schrecken und quälen. Wenn sie dann vielleicht nicht gleich süße Gefühle haben, so werden sie sagen: „Und ob mein Herz sprach lauter Nein; Dein Wort soll mir gewisser sein“; oder: „Ohn Fühlen will ich trauen, Bis ich komme, dich zu schauen.“ (…..) Ach, wehe dem Menschen, welcher sich immer daran gewöhnt hat, sich nur dann für begnadigt anzusehen, wenn er süße Gefühle hat! In der Todesstunde ist es in der Regel mit solchen süßen Gefühlen zu Ende. Die Todesnot vertreibt das Gefühl. Wohl dem Menschen, der dann spricht: „Ich glaub, was Jesu Wort verspricht, Ich fühl es, oder fühl es nicht.“ Wohl dem, der kann dann im Frieden dahinfahren! Aber wehe dem, der dann denkt: „Ich fühle jetzt gar nichts. Jetzt soll ich sterben! Jesus ist nicht mehr in meinem Herzen. O, ich elender, unglücklicher Mensch!“ Wie viele mögen in den schwärmerischen Sekten deswegen verloren gegangen sein, weil sie noch zuletzt den Herrn Jesum haben fahren lassen, weil sie meinten, sie dürften ihn nicht ergreifen, es fehlte ihnen die Erlaubnis dazu! Denn alle Schwärmer meinen, durch das Fühlen bekommen sie erst die Erlaubnis zu Jesu zu kommen und seiner sich zu trösten. Darum sprechen sie oft zu einem Bruder: „How do you feel?“ Wenn der sagt: „Ich fühle gar nichts!“ da heißt es: „Ach, du armer Mensch! Komm, wir wollen beten, kämpfen und ringen, bis du Gefühl bekommst.“ Da kriegt er denn so ein Gefühl, aber es ist oft nur ein sinnliches Gefühl und nicht das Gefühl des Heiligen Geistes.“ (C. F. W. Walther)
„Ich habe es auch oft gesagt, und ich wiederhole es noch einmal, dass ich nicht mit der Bitte zu Christus komme, mein Bedürfnis für ihn zu fühlen; ich glaube nicht an Christus, weil ich fühle, dass ich ihn brauche, sondern weil ich ihn tatsächlich brauche. Kein Mensch kommt als empfindsamer Sünder zu Jesus, sondern als Sünder, und nur als Sünder. Er wird nicht kommen, wenn er nicht erweckt ist; aber wenn er kommt, dann sagt er nicht: „Herr ich komme zu dir, weil ich ein erweckter Sünder bin, rette mich.“ Nein, er sagt: „Herr, ich bin ein Sünder, rette mich.“ (...) Ich stehe nicht am Fuß seines Kreuzes und werde gereinigt, weil ich Buße getan habe; wenn ich komme, dann bringe ich nichts als Sünde. Die Erkenntnis der eigenen Not ist ein wertvolles Gefühl, aber wenn ich am Fuß des Kreuzes stehe, glaube ich nicht an Christus, weil ich so ein wertvolles Gefühl habe, sondern ich glaube an ihn, ob ich wertvolle Gefühle habe oder nicht.“ (Ch. H. Spurgeon)